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Voller Vorfreude und Ungewissheit verließen wir am 17.Juli die S.V.T. und malten uns aus, dass wir es recht entspannt schaffen können in 2-3 Tagen in Stettin zu sein. Einen weiterführenden Plan haben wir mit Absicht nicht gemacht, denn mit zwei Kindern an Bord wollten wir erst einmal schauen, wie vielen Stunden am Tag wir wirklich Segeln bzw. mit dem Motor auf den Kanälen und der Oder vorankommen können.

Es war noch sehr kalt und der Morgentau lag noch auf unserer Quintus. Etwas Nebel und eine sagenhafte Ruhe machten sich über dem Tegeler See bis hin zum Nieder Neuendorfer See breit. Einmal links abgebogen und unter der ersten Brücke durch. „Puh, jetzt sind wir wirklich unterwegs…“ und wir haben fast fünf Wochen Zeit. Ich träumte von der (dänischen) Südsee. Vorbei am Stahlwerk und an der Havelbaude und dann…. blaue Lichter auf einem großen, quer über den Kanal geankerten Polizeischiff. Das konnte nichts Gutes heißen. Zwar war es ja bekannt, dass aufgrund eines Bombenfundes neben dem Kanal dieser für die Schifffahrt tagsüber gesperrt ist… aber ausgerechnet heute sollten die zwei Bomben freigelegt und dann eventuell morgen gesprengt werden. Also fuhren wir zurück zur Havelbaude und hatten zwei Tage Zeit die nähere Umgebung der Havelbaude zu erkunden. Obwohl es hierher für die meisten von uns nur eine Fahrt von ca. 15 Minuten mit dem Auto bedeutet, kannten wir den Briesesteig und den malerischen Tannenwald direkt hinter dem Hafen noch nicht. Am nächsten Tag ging es, nachdem wir über einen Liveticker die Bombenräumung verfolgten, endlich weiter. Allerdings war es schon Nachmittag und die Schleuse Lehnitz würde erst am späten Abend ein paar Sportboote durchlassen. Also blieben wir kurz davor, an einem zum Restaurant gehörenden Hafen. Am nächsten Morgen standen wir früh auf und wollten so weit fahren wie es geht… doch dann. Der Motor springt nicht an. Die Ursache war schnell gefunden. Unsere Batterien sind leer. „2x108Ah leer, nach nur einer Nacht ohne Landstrom?“ Die Batterien waren wohl kaputt. Egal… wir müssen los. Den Motor starteten wir mit Landstrom und beschlossen ihn nicht mehr auszumachen bis wir irgendwo bei einem Landstromanschluss ankämen. Also los, noch schnell die Karte nach wichtigen Informationen überflogen und los. Kurz vor der Fahrrinne richtete ich den Kurs nach Backbord um in die Fahrrinne einzufahren. Mit etwas über fünf Knoten bremste das Schiff plötzlich innerhalb von drei Meter auf 0. „Sch***e“, das darf doch nicht wahr sein“, dachte ich und legte den Rückwärtsgang ein. „Das darfst du niemandem erzählen“ war mein nächster Gedanke. Rückwärts, Volllast, nichts. Erstmal nachdenken. Der Tiefenmesser hatte 2m angezeigt, in der Karte steht, dass hier 2m Wasser zu erwarten sind. Der Lehnitzsee hatte genauso einen niedrigen Wasserstand wie der Tegeler See, also hätte ich noch ca. 70cm unter dem Kiel haben müssen. Es war früh am Morgen und wir steckten ca. 10 Meter von der Fahrrinne entfernt im Schlamm fest. Mit der Hilfe eines vorbeifahrenden Motorschiffes (200PS) und dem Hafenmeisterdingi (50PS) schafften wir es dann. Ich war durch für diesen Tag, aber trotzdem sind wir weiter. Schnell noch die Kielbolzen gecheckt. Alles OK. Fahrverhalten des Schiffes war unverändert. „Puh, nichts passiert.“ Dann kam die Schleuse Lehnitz, dann das Schiffshebewerk und dazwischen der nicht enden wollende Oder-Havel-Kanal. In Oderberg kamen wir am späten Nachmittag an. Ich war durch. Am nächsten Tag wollten wir nicht so weit fahren und erreichten Schwedt. Dort angekommen wurde uns ein Liegeplatz zwischen kleinen Motorbooten direkt unter Land zugewiesen. „Sollte vom Tiefgang reichen“, rief der Hafenmeister herüber. Das Echolot zeigte 0,0m an. Leinen dran und gut. Ich freute mich, dass wenigstens dieser Tag ohne Panne vorüber ging… aber dann rief Anja aus dem Schiff heraus. „Der Liegeplatz, ist doch nicht so gut. Hier riecht es ekelig.“ Ich war einem Moment irritiert es roch auf dem Steg nicht. Im Schiff war die Quelle schnell ausgemacht. Im Batteriefach pfiff eine Batterie einen Dampfstrahl, wie bei einem Eierkocher, ab und war nach außen gewölbt, zudem kam mir eine enorme Hitze entgegen. „Sch***e!“ Es war Samstagnachmittag. Doch der Hafenmeister hatte eine Idee. Ich wühlte mein Werkzeug heraus und löste die Batterieklemmen. Danach fuhr mich die Schwägerin des Hafenmeisters zur Autowerkstatt, um neue Batterien zu besorgen. Mit deren Einbau war ich dann den ganzen Nachmittag beschäftigt. „Puh, nun steht unserer Fahrt nach Stettin ja wohl nichts mehr im Wege“, sagte ich mir. Der Hafenmeister war da aber anderer Meinung und erzählte uns das in Stettin morgen ein Triathlon stattfinden würde und der Stadthafen deswegen gesperrt sei. So blieben wir noch einen Tag und wie Rainald Grebe Schwedt besingt, lernten wir die Stadt dann auch kennen. Am nächsten Tag ging es dann aber endlich nach Stettin. Wir legten an, ohne einen einzigen Defekt oder Unfall. Wir erkundeten ein wenig die Stadt und nahmen uns für den nächsten Morgen vor den Mast zu stellen. In aller Ruhe taten wir das dann auch und waren erfreut, dass auch dieses Mal nicht schief ging. Den Abend nutzten wir, um von der äußerst zentral gelegenen North East Marina aus, die Altstadt zu erkunden. Anton gefiel das Riesenrad, unweit der Marina, am besten.

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Am Morgen des 24.Juli liefen wir in Richtung Haff aus und wollten entweder Ziegenort (Trzebież), oder sogar wieder zurück nach Deutschland, also nach Altwarp fahren. Mit den zwei Kindern wollten wir die Schläge natürlich möglichst kurzhalten. Wir passierten Ziegenort bei leichtem Wind aus Nord, sodass ein Aufkreuzen unter Segeln wenig Sinn ergeben hätte. Doch wir wollten Segeln und der Wind sollte später auf Nordost drehen. So geschah es dann auch und wir passierten die riesigen Leuchtfeuer in Richtung Swinemünde. Am frühen Nachmittag war es dann soweit. Wir verließen das Hauptfahrwasser in Richtung Deutscher Grenze und machten bei Halbwind nur mit dem Großsegel 5 Knoten Fahrt, ohne allzu große Krängung. Auf das Vorsegel verzichtete ich zugunsten der guten Laune der wichtigsten Besatzungsmitglieder. Anton freute sich besonders über die stabilere Lage. Später konnten wir dann auch noch das Vorsegel dazunehmen und dann, wie Anton es beschreiben würde „ mit Jetgeschwindigkeit“ Ueckermünde ansteuern. Das war ein toller Segeltag. Sobald mein Handy empfang hatte, rief ich Toni an und fragt ob er mit Sylke zufällig gerade dort sein. Leider Nein. Nach einer Nacht verließen wir Ueckermünde, um ins nur 6km entfernte Mönkebude zu fahren. Weil wir Lust hatten zu Segeln, fiel der Schlag etwas größer aus und wir waren erst nach drei oder vier Stunden da. Beim Einlaufen in den Hafen erkannten wir sofort die Aurelia von Thomas und Ulrike und fanden unweit von ihnen einen freien Liegeplatz. Im Hafenmeisterbüro wurden wir freundlich empfangen und fanden auch sonst für uns einen ideale Urlaubsbedingungen vor. Von unserem Liegeplatz mussten wir nur zwei Minuten zum Strand laufen. Selbst Anton konnte ungefähr 100 Meter weit ins Wasser laufen, bevor er bis zu den Schultern nass wurde. Ein großer Spielplatz und ein von vielen Kindern bevölkerter Campingplatz waren ebenfalls auf dem Gelände. Das war für uns der optimale Urlaubsort. Am nächsten Tag ging ich zum Hafenmeister und erklärte, dass wir gerne verlängern würden. Auf dessen Frage, um wie viele Nächte wir denn verlängern wollten, antwortete ich dann: „Drei Wochen.“ Verblüfft schaute er mich an und grinste etwas ungläubig. Wir hatten eine ideale Basis gefunden, von hier aus konnten wir Segeln, baden, auf den Spielplatz gehen und unsere Elternzeit genießen. Meinen Eltern boten wir an uns Besuchen zu kommen und dabei unser Auto mitzubringen. So waren wir in der Lage, besser einzukaufen und die Umgebung zu erkunden. Neben einigen halbtägigen Törns auf dem Haff, fuhren wir nach Usedom, ich hatte Anton nämlich versprochen ihm die Rakete und das U-Boot in Peenemünde zu zeigen. Der Zoo in Ueckermünde und das Ritterfest in Torgelow bereiteten uns ebenfalls viel Freude. Langeweile konnte so nicht aufkommen. Wir lebten in die Tage hinein und freuten uns über Besuche von Toni und Sylke, sowie von Thomas und Ulrike, mit denen ich an den Wochenenden auch gerne die eine oder andere Flasche Wein teilen konnten. Wie im Flug verging so unsere Elternzeit in Mönkebude, das in den kommenden Jahren auch wieder zu unseren festen Zielen gehören wird.

Weil wir nun ohnehin das Auto da hatten lud ich meinen Vater ein, die Rücküberführung in die S.V.T mit mir zu machen und Anja fuhr mit Charlotte und Anton im Auto zurück. Das stellte sich auch als sehr gute Entscheidung heraus. Mit Windstärke 7 aus West war uns eine schnelle Reise nach Stettin sicher. Starkwinderfahrung hatte ich mit unserem Schiff ja noch nicht gesammelt und ich war heilfroh, dass ich anstelle meiner eigenen kleinen Familie, meinen Vater als erfahrenen Segler dabeihatte. Eigentlich wollte ich erstmal nur das Groß im zweiten Reff benutzen, aber die aufgerollte Selbstwendefock flatterte sich durch den angreifenden Wind frei. Wir hatten keine Wahl und mussten es setzen. Kurz darauf passierte es. Das Gefühl raumschots mit minimaler Besegelung aus dem Ruder zu laufen war nicht schön. Der Wind riss bei diesem ungewollten Aufschießern mit erschreckender Gewalt am Rigg. Eingepickt am Handlauf barg ich voller Adrenalin das Großsegel. Zurück in der Plicht nahmen wir unseren Kurs mit der Selbstwendefock wieder auf. Ich traute meinen Augen nicht, als ich auf der Logge sah, dass wir nur mit diesem „Taschentuch“ annähernd sechs Knoten machten. „Tolles Schiff“, dachte ich mir und holte erstmal tief Luft. Bis zum Abend lies der Wind immer mehr von uns ab und drehte auf Nordwest und schließlich auf Nord. Wäre er dann so gegen 19 Uhr nicht völlig eingeschlafen, hätten wir den Motor an diesem Tag nur zum Ab- und wieder Anlegen einschalten müssen. Am nächsten Morgen legten wir den Mast und fuhren ohne weitere erwähnenswerte Ereignisse mit einem Halt in Oderberg nach Hause in die S.V.T.

Unsere erste Reise mit unserer Quintus und als vierköpfige Familie, verlief zwar anfangs etwas sehr holperig, machte uns dann aber allen viel Freude!