Training mit Vanadis auf dem Peenestrom und Segelreise nach Dänemark im Sommer 2014
Zwei Stunden für eine Seemeile unter Motor im Peenestrom gegen Wind und kleine Welle;.ein Dalben im Wege riss die rote Positionslampe beinahe weg;. Abgang zwischen Schiff und Steg ins zum Glück sommerwarme Wasser; Ausrauschen der Ankerkette auf der Kreuz hart am Wind, Verpassen der Route und Patenthalse mit zwei Köpfen im Weg des Großbaums; last not least grounding auf Legerwall bei zum großen Glück wenig Wind und kaum Welle; und, da nichts passiert ist, trotz alledem eine wunderschöne Sommersegelreise!
Start am Freitag, dem 18. Juli 2014
Wieder einmal trudeln wir, in diesem Jahr bei herrlichem Sommerwetter, über den Oder-Havel-Kanal Richtung Stettin und genießen die Landschaft längsseits des Kanals, die uns nie langweilig wird. Die vergangenen Tage mit ihrem Abfahrtsstress, Toni hat noch eine sichere Befestigung für unser neues Dingi gebaut, liegen jetzt endlich hinter uns, etwas verspätet starten wir um 10:30, ein letzter Gruß gilt Peter und Hannelore, die mit ihrer "Likedeeler" vor Lindwerder ankern. Heute werden wir ohne Hektik eben nur Marienwerder erreichen. Unterwegs geben wir der Segelyacht"Malena" aus Potsdam für kurze Zeit Schlepphilfe, bis sie dann wieder aus eigener Kraft die Marina Marienwerder erreicht.
Am nächsten Morgen werfen wir bereits um 4:40 die Leinen los, "Malenas" Eigner + Crew liegen noch in tiefem Schlaf. Wir wissen bereits, dass wir von einer Kanalsperrung im Bereich Eberswalde nicht betroffen sind, erreichen die Schwedter "Querfahrt" und erfahren über Funk, dass der Wasserstand der Stromoder mit 1,04 m Tauchtiefe für uns zu niedrig ist. Wir nehmen deshalb die nördlichere Klützer Querfahrt und gehen um 20 Uhr im Segelverein AZS an Land. Etwa um 20:45 erreichen Elke und Wilfried mit "Macoma"Stettin, wir verbringen den Abend gemeinsam.
Unsere Freunde sind am Sonntagmorgen wieder einmal die Ersten beim Maststellen (früher Vogel fängt den Wurm), wir folgen ihnen am Mittag auf ihrem Weg über den Dabie-See, zuerst unter Motor, später segelnd, der Wind dreht zum Glück auf NW, 3-4bft. Wir finden für den Abend im Papenwasser einen idyllischen Anleger mit Grillplatz und kommunalem Wasserhahn. Wer den Ort anschauen will, findet ihn nach einem halbstündigen Spaziergang durch die Felder längsseits des Wassers.
Auch Montagmorgen ist es bereits sehr warm, als wir um 8 Uhr die Segel setzen, um nach Krummin zu segeln. Wind ist reichlich, aus NO, wir segeln bis zum Mittag und nehmen erst bei der Einfahrt in den Peenestrom die Segel runter. Die Wartezeit vor der Zecheriner Brücke wird ankernd verbracht. Der Wind frischt auf am späteren Nachmittag auf 6 bft und in der Enge Höhe Rankwitz, gibt es "schwere" Arbeit für mich, der Käpt'n trainiert mich bei Wind und Welle auf dem Tonnenstrich zu bleiben, so ganz zufrieden ist er nicht.... Mir wird der Hals steif vom permanenten Umdrehen, aber er bleibt hart! Als wir endlich das Achterwasser erreichen, atme ich auf, wir kriegen wir noch mal richtig Schwung und segeln nur mit der Fock, teilweise 5,3 kn, nach Krummin. Vielleicht mit etwas zuviel Schwung, denn beim Versuch anzulegen habe ich die "Kurve nicht gekriegt" und leider noch die Backbordbuglampe beschädigt. "Macoma" und Crew bereits warten bereits ungeduldig auf uns..
Dienstag, 22.7., der erste Hafentag
Sehr sonnig, sehr warm, Wind weiterhin aus NO, 5-6 bft, uns fällt die Entscheidung leicht, diesen Tag im Hafen zu verbringen. Wir kümmern uns um die Reparaturarbeit und wollen später ein bisschen bummeln. Aber erst einmal nimmt der Käpt'n noch unfreiwillig ein Bad im Hafen, man(n) muss sich bei der Erklärung der Stromanlage auf dem Steg für frisch eingetroffene Segler schon ein bisschen konzentrieren.
Am Mittwoch, unserem 6. Reisetag, laufen wir um 6 Uhr morgens aus, Wind aus NO 4, segeln prima, bis ich leider kurz vorm Verlassen des Achterwassers wieder einmal den Tonnenstrich nicht im Blick behalte sondern mich auf "Macoma" konzentriere und durch diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit in Höhe Negenmarkrinne in Lee auflaufe. Ein Desaster, zum Glück noch beherrschbar mit unserem Motor. Als Ergebnis lassen wir unsere Ankerkette während der ganzen Reise vorn am Bug. Ein weiteres Desaster: im Greifswalder Bodden hören wir plötzlich vom Bug her ein Geräusch, das uns stutzig macht, Toni hastet zum Bug und stellt fest, dass die Ankerkette auszurutschen beginnt. Bei ziemlicher Welle fängt er sie ein und wird klatschnass dabei. Ich steuere bei der Aktion weiter geradeaus und verpasse dadurch den Abzweig nach Westen. Nach einer hastigen Kursänderung passen wir beide nicht auf und rumsen uns den Großbaum an die Köpfe, zum Glück nicht zu heftig, aber ein bisschen mulmig ist mir schon, Toni sagt gleich gar nichts. Auf dem Strelasund wird es seglerisch gemütlich, wir liegen dann mit "Macoma" längere Zeit vor der Ziegelgrabenbrücke und verpassen leider aus Unkenntnis die Sonderöffnungszeit für Sportboote um 15:20. Pech, erst um 18:30 liegen wir fest im Stadthafen von Stralsund. Der ereignisreiche und nicht ganz einfache Tag gibt noch viel Gesprächsstoff für den Abend.
Unsere Wege trennen sich in Stralsund, "Macoma" zieht es schneller Richtung Dänemark, wir machen noch Zwischenstation in Barhöft, um von dort auf die Insel Falster, nach Stubbeköbing zu segeln. Am Freitagmorgen, dem 25.7., haben wir herrliches Wetter für unseren ersten Segeltörn nach Dänemark: Wind aus NO-O, 4-5 bft, in Spitzen bis 6, auf offener See Wellen bis 2 m, wir müssen uns noch daran gewöhnen. Ich bin begeistert vom Segeln im "freien" Wasser ohne Tonnenstrich und genieße es bis zur Ansteuerungstonne Grönsund! Wir werden nach der Überfahrt belohnt mit einem bequemen Hafen, einem recht hübschen Städtchen und einer äußerst leckeren Bäckerei, alles das, sowie das Bedürfnis nach etwas Ruhe, ist uns einen zweiten Hafentag wert.
Sonntag, 27.7., 10. Reisetag: Leider verlässt uns das Seglerglück, bereits morgens um 7 Uhr herrscht Flaute, es ist diesig, wir müssen Motoren, um unser nächstes Ziel, die Insel Fejö (Lolland) zu erreichen. Dort treffen wir wieder "Macoma" und ihre Crew, die jedoch bereits am Montag weiter segeln wollen Richtung Kopenhagen, während wir uns den dritten Hafentag dieser Reise gönnen. Wir erkunden die Insel mit geliehenen Rädern, entdecken "Kernegaarden", einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, der Cider herstellt, verkauft und auch allerhand andere Köstlichkeiten den Sommergästen anbietet .Dienstagfrüh, wir wollen weiter, springt der Motor nicht an! Toni vermutet das Problem im Anlasser, versucht per Handkurbel den Motor in Gang zu setzen, aber es funktioniert nicht. Der Hafenmeister, zum Glück anwesend, stellt einen Kontakt her zum Automechaniker der Insel, der mittags kommt und sofort feststellt, dass die Starterbatterie "im Eimer" ist. Ersatz lässt sich bestellen von der Hauptinsel Lolland, am Abend ist die "Neue" eingebaut. Wir nutzen den sommerlichen Tag zu weiteren Fahrradfahrten, Brombeerennaschen und einem zweiten Besuch im "Kernegaarden". So hatten wir einen unfreiwilligen, aber sehr schönen und hochsommerlichen vierten Hafentag!
Am 13. Reisetag haben wir morgens noch ganz gut Wind Richtung Mön. Es ist bewölkt, leicht regnerisch, wieder gibt es ein Problem auf dem Törn, unser Reflektor baumelt gefährlich am Mast, das untere Ende hat sich gelöst, wir hoffen, dass er bis zur Insel Mön oben bleibt. 14:45 passieren wir die Farö-Falster-Brücke, in Höhe Kalvehave schläft leider der Wind ein, mit Motorkraft geht es weiter nach Stege.
Hafentag 5:Toni gelingt es mühsam mit einer kompliziert konstruierten Fangleine den Reflektor einzufangen und wieder an der Wante zu befestigen. Zur Belohnung und Entspannung spazieren wir später durch Stege und sorgen für weiteren Proviant (mit viel Schokolade und Wein für die Nerven!) bei Netto.
Wir segeln am 15. Reisetag mit zunehmendem Wind aus SO nach Rödvig auf Seeland und wissen, weit sind wir nicht mehr von Kopenhagen entfernt, ein tolles Gefühl! Wir haben Glück, nach knapp 5 1/2 Stunden laufen wir im Hafen ein und finden tatsächlich auch einen Platz. Viele Schiffe suchen Schutz, denn der Wind nimmt stetig zu; es ist extrem voll am Abend. Am 6. Hafentag (Sonnabend) mieten wir uns Räder und fahren entspannt (der Wind kommt immer von vorn!) entlang der reizvollen Küste zur Steilküste von Stevns Klint, zum Stevns Fyr, zur Hojrup-Kirche und durchs Inland über Store Heddinge (Hauptort der Stevns-Region) wieder zurück zum Hafen von Rödvig. Viele Schiffe sind nicht ausgelaufen tagsüber, durch Wind und Regen war es eher ungemütlich.
Am Sonntagmorgen klart es auf, der Wind bläst aus Ost mit 3-4bft, es ist Zeit für uns, die Segel zu setzen und zurück nach Mön, diesmal nach Klintholm Havn zu segeln. Die Zeit drängt schon ein wenig, deshalb fällt uns der Gedanke nicht schwer, für dieses Jahr auf Kopenhagen zu verzichten. Leider schaffen wir doch nur eine Stunde unter Segeln, dann schläft der Wind völlig ein. Erst um 15 Uhr machen wir in Klinthom Havn fest. Inzwischen ist es wieder richtig warm geworden und wir nutzen den Rest des Tages zum Klönen mit anderen Seglern, sowie für Spaziergänge im Ort und in der Umgebung. Wir wollen am Montag weiter, für Dienstag ist Flaute vorhergesagt.
Montag, 4.8., Toni ist schon um 3 Uhr morgens wach; es ist stockdunkel, keine Sicht und es regnet in Strömen. Lyngby-Radio meldet: Wind 17 m/s, soweit wir das verstehen. Toni ruft sicherheitshalber die Wetterseite vom DMI-DK mit der Windgrafik auf: die selbe Angabe für die westliche Ostsee wird angezeigt. Wir brechen unsere Vorbereitungen zum Start ab und legen uns wieder schlafen. Wie sich später herausstellt, sind wir nicht die einzigen, nur drei Segler verlassen gegen Mittag den Hafen.
An unserem 19. Reisetag laufen wir morgens um 5:30 Richtung Hiddensee aus. Wir haben Flaute und Motoren deshalb mit Segelunterstützung, um bei der noch stark bewegten Ostsee einigermaßen voranzukommen. Erst mittags frischt der Wind auf 3 bft aus NW auf, so dass wir segeln können, wir erreichen die Marina Lange-Ort in Vitte um 14 Uhr. Knackig voll ist der Hafen, einen Platz finden wir nur mit Mühe. Während unserer zwei Hafentage auf Hiddensee wandern wir über die Insel, schwimmen in der Ostsee und treffen Seglerfreunde abends zum gemütlichen Klönschnack.
Freitag, 8.8., wir verlassen die Marina Lange-Ort, um zum Naturhafen Gustow (Süd-Rügen) zu segeln, den wir im Sommer 2012 wetterbedingt nicht mehr erreicht haben. Ein sehr schöner Platz zum Verweilen, wir leihen Fahrräder aus, erkunden die Umgebung und verbringen einen Tag zusammen mit Achim und Heike, die auf der Überfahrt vom Peenestrom nach Gustow mit ihrer Varianta "Elli" noch ein kräftiges Gewitter abzuwettern hatten. Auch auf unserer gemeinsamen Wandertour erwischt es uns, umso gemütlicher ist es abends zu viert an Bord.
Unser 25. Reisetag beschert uns herrlichen Wind zum "Ritt" über den Greifswalder Bodden nach Kröslin: SW-W 5 bft, streckenweise laufen wir 6-7 kn. Keine Besonderheiten in Kröslin, nur ein wenig Stress bei mir an der Pinne beim Anlegemanöver, die Heckleinen liegen mal wieder nicht parat. Zurück im Peenestrom am Dienstagmorgen (der Tonnenstrich lässt mich auch diesmal nicht in Ruh) berechnen wir die Zeit so, dass wir bequem um 12:45 unter Segeln (von heftigen Regenschauern begleitet) die Wolgaster Brücke erreichen, nach einem schnellen Törn sind wir schon um 15:00 im Hafen von Lassan, uns reicht es für diesen Tag, soviel Regen hatten wir lange nicht. Der Wecker sollte am nächsten Morgen erst um halb 6 klingeln, aber mein Käpt`n rödelt schon ab 3 Uhr in der Frühe herum. Ein wenig Schlaf kann ich noch raus schinden, dann schmeißen wir die Leinen los und fahren in einen herrlichen Sonnenaufgang hinein, müssen allerdings bei Flaute unter Motor durch die Moderort-Rinne. Viel zu früh für die Brückenöffnung ankern wir noch vor der Zecheriner Brücke, bis Ziegenort können wir dann prima segeln.
Was gibt es weiter zu berichten von diesjährigen Segeltörn: die Rückfahrt verläuft eigentlich in jedem Jahr ähnlich bei uns, wir mögen Ziegenort als letzte Station vor Stettin. Diesmal haben wir nur noch knapp einen Platz an der Kaimauer ergattert und unseren alljährlichen Restaurantbesuch in der kleinen Hafenbar wahrgenommen. Eine erfreuliche Neuerung ist zu nennen: die Sanitäranlagen wurden saniert! Auch der Ort selbst ist hübscher geworden, renovierte Häuser und schöne Blumengärten verwandeln die einst eher grauen Straßenzüge.
Donnerstag, 14.8. - 16.8., 30. Reisetag: Rauschender Segeltörn mit halbem Wind von Ziegenort bis zum Dabie-See, nach der Einfahrt in den See legt Toni sich und "Vanadis" noch mal ordentlich ins Zeug, wir werden ziemlich nass auf der Kreuz. Vor der Einfahrt in die Mönne nehmen wir die Segel runter und erreichen um 14:15 den AZS. Das Mastlegen gelingt wie immer zügig und am Freitagnachmittag können wir schon um 17:25 in Hohensaaten schleusen. Mit Elke und Wilfried, die wir in Stettin wieder treffen, wird verabredet, die letzte Nacht vor Berlin in Hohensaaten zu verbringen. Drei Segler und ein Motorboot an der nicht sehr langen Anlegestelle am Deich, das sollte eigentlich kein Problem sein. Nur leider gibt es immer mal "Wasserratten", die anderen Wassersportlern keinen Platz gewähren wollen. Sehr unfreundlich wurde der "Jan Hering" vom MYC Berlin das Längsseits Gehen an dem Motorboot verwehrt. So haben "Macoma" und" Vanadis" sich verbunden und für "Jan Hering" Platz gemacht. Als Dank verbringen wir einen feuchtfröhlichen Abend mit den Eignern. Um 7 Uhr am letzten Morgen unserer Reise ist es empfindlich kühl, ganz ungewohnt für uns. Um 9:50 haben wir das Schiffshebewerk passiert, geraten in kühle Regenschauer und vor der Schleuse Lehnitz in einen erheblichen Sportbootstau. Auch die Schleusung eines langen Schubverbandes verzögert insgesamt die Weiterfahrt um zwei Stunden, so dass wir Tegel und unsere S.V.T. erst um 20:20 erreichen.
"Schietwetter" war früher, wir sind begeistert von diesem Segelsommer!
Sylke und Toni Reiff-Peters