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Laboe nach Maasholm (Ankern) 4.8.

Es geht los! Unser Segeltörn beginnt wie immer: mit Verspätung! Erst gegen Mittag kommen wir in Laboe los. Die Segelverhältnisse sind durchwachsen, noch herrscht bei uns beiden ein wenig Aufregung, ob wir wirklich an alles gedacht haben. Nach ein paar Stunden überwiegt die Zufriedenheit, endlich unterwegs zu sein. Am ersten Tag reicht uns ein Schlag bis in die nördliche Ankerbucht bei Maasholm. Tatsächlich verbringen wir erstmals mit unserem Boot die Nacht vor Anker, schon beim zweiten Versuch hält der neue Rocna.

Maasholm - Dyvig (Ankern) 5.8.

Am nächsten Tag nehmen wir nur einen Morgenkaffee, gefrühstückt wirdunterwegs. Der Skipper rauft sich die Haare wegen des achterlichen Windesund wieder schlagenden Segel, auch mehrere Kurswechsel bringen keineAbhilfe, kein schönes Segeln. Als wir uns entschließen, die letzte Stunde unterMotor nach Sonderborg zu fahren, birgt vor uns der Einzelsegler die Segelseines Kleinkreuzers. Ein junger Mann, der drei Bootslängen voraus wild in derLuft herumfuchtelt. Irgend etwas stimmt nicht. Als wir ihm ausweichen,antwortet er auf Frage, dass sein Ruder gebrochen ist, nun liegt es in in derPlicht. Wir setzen unseren Weg erst fort, nachdem er uns versicherte, dass ertelefonischen Land-Kontakt habe, auch ein Funkgerät und Reservebenzinseien an Bord. So trennten wir uns, nicht ohne uns immer wieder umzusehen.Er zog friedlich seine Bahn und ist hoffentlich gut in Langballigauangekommen.
In Sonderborg reichte die Wartezeit vor der Brücke gerade für einen kurzesLiegen vor dem Hotdog-Kiosk, jeder einen für 4,- Euro.Wir durchfuhren die Dyvig, entschieden uns dann für ein Ankern am Lee-Uferdraußen vor der Enge. Unsere Meinung zur viel umsungenen Dyvig: niedlich,aber völlig überlaufener Anleger.

Dyvig (Ankern) - Middelfart (Gammle Havn) 6.8.

Schon in der Nacht frischte der Wind auf und drehte auf West. Unser 6kg-Anker hielt. Drei Pott Kaffee und ein kurzes Frühstück, und der Anker ging auf.Ein sonniger Tag mit Wind aus W bis SW trieb uns über 35 sm herrlich voranbis in den Alten Hafen von Middelfart. Das Highlight hier: unter derEisenbahnbrücke segelten wir mit scharfem achterlichen Wind und deutlicherWelle so drei bis vier Knoten durchs Wasser und staunten über unser GPS: EinKnoten und weniger bis zum Stillstand! Tatsächlich lagen wir in einem starkenGegenstrom, wie uns später auch der Hafenmeister bestätigte.

Im Alten Hafen lagen wir romantischer als in der Marina. Ein Spaziergangzeigt uns erneut: Middelfart stirbt aus. Auch die Bedienung imHafenrestaurant deutete an, bald nach Vejle oder Aarhus abzuwandern, dadiese Stadt zu langweilig für eine 20jährige sei. Ein Riesenburger mitKartoffelecken und Nachos reichte für uns beide, er ist seine zwanzig Euroallemal wert. Die Duschen sind wunderbar in Ordnung, wir freuen uns auf einekühle Nacht.

 

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 Hafentag in Middelfart 7.8.

Ein regnerischer Tag mit ständigen Schauern, Aprilwetter! Besorgung in derStadt - Simkarten und Gigabytes, 60 GB für 15,- € - Deutschland sollte sich einBeispiel nehmen! Dafür Salami beim Fleischer, 25g für 10,- €, aber lecker! EinCappuccino im Café Rita in der Algade 79. Gemütlich und einen Besuch wert!

Middelfart (Gammle Havn) - Juelsminde 8.8.

Eine ruhige Nacht, jäh unterbrochen durch Klopfzeichen: Mann mit Pfeife imMund erklärt, dass sein Fischkutter in Kürze ablegen würde. Ein Zeichen füruns zum Aufbruch: Zwei Pott Kaffe und wir legen ab...09.00 Uhr, beischönstem Sonnenwetter fahren wir auf die Brücke des kleinen Belt zu. Hinteruns eine schwarze Wand. Nach deren Durchzug - zum Glück an uns vorbei -haben wir das Groß gesetzt. Damit fing die Arbeit an, denn es blieb nicht beider einen schwarzen Wand - sie bescherte uns außer viel Welle noch gehörigeBöen, deutlich über 20kn und deftige kurze Regenschauer. Wir kamen immerweiter vom Ziel ab, zwei Wenden wollte unser Boot nicht annehmen,unglaublich! So fuhren wir eine kontrollierte Halse, um nach 5 nervigenStunden endlich Juelsminde zu erreichen. Das war gut so, denn dieser Tagging genau so weiter, wie er begonnen hatte. Schnell noch der norwegischen„Green Turtle“ beim Anlegen geholfen, die Kuchenbude aufgebaut und dann -Entspannung. Nach einem HotDog im Hafen und dem ersten dänischen Eis,welches wirklich sehr lecker war, gab es einen Mittagsschlaf und für Kiera ein,zwei Stunden Agenturarbeit. Nina macht ihre Arbeit aber sehr gut, sodass nurwenige Absprachen nötig wurden.

Überraschung: Mit Petra, Manne und Melanie aus dem Yachtclub Laboeverbrachten wir einen netten Abend bei Prosecco, Bier und Cola-Rum!

Juelsminde - Aarhus 9.8.

Die Besatzung der „Balu“ verabschiedet sich während der Ausfahrt aus demHafen, eine halbe Stunde später legen auch wir ab. Der südliche Wind stehtgünstig für einen Kurs gen Norden. Wir wollen ankern, aber ein Blick in dieKarte für Samstag kündigt heftige Regenfälle und Sturm an. So nehmen wirKurs auf Aarhus.

19.30, wir entscheiden uns, dieses Mal für den etwas südlicher liegendenHafen Marselisborg und finden, wie so häufig, eine der letzten freien Boxen,mit der Nase in den Wind, der Schauer wegen.

Hafentage 10.8.+11.8.

Der Stadtspaziergang war unergiebig, Marselisborg ist unserer Meinung nachnoch ungünstiger zur Stadt gelegen als der nördliche Hafen. Wegenschlechten Wetters beschränken wir den Stadtbummel auf notwendigeEinkäufe.

Marselisborg - Ebeltoft 12.8. + Hafentag 13.8.

Das Wetter veranlasst uns, erst gegen Mittag Kurs auf Ebeltoft zu nehmen,das wir bisher noch nicht kennengelernt hatten. Wir durchfahren alle dreiHafenbecken und entscheiden uns für einen Platz am innersten Steglängsseits der Kaimauer. Unsere Stadtspaziergänge zeugen auch hier von derLandflucht der Bevölkerung. Auch sieht man nur noch wenige Touristen. Es istMitte August, die Saison hier in Dänemark neigt sich ihrem Ende zu. Diewenigen Einheimischen stehen wohl hinter den Tresen in ihren Geschäften.Ebeltoft mit seinen kleinen Plätzen ist wirklich niedlich, sodass wirwiederkommen werden, auch um dann die „Jylland“ zu besichtigen. Es gibteine Sauna direkt im Hafen mit weitem Blick über das Meer...

Ebeltoft - Bønnerup 14.8.

Raumer Wind um 6 Bft führt uns zügig Richtung Bønnerup. Im Laufe desTages näherten sich immer wieder Tiefausläufer mit schwarzen Wolken undSchauern, vor allem mit einem uns unbekannten Phänomen:

Kurz vor den Böen begann es sehr deutlich zu knistern und zu knacken,ähnlich der Zündautomatik an einem Gasherd. Als Quelle erwiesen sich Funken am Übergang es Achterstags zur Hahnepott. Die nicht leitende Delrin-Schreibe isoliert beide Drähte. Der knisternde Potentialausgleich war auch inden Fingern zu spüren. Im Internet war zu lesen, dass es unter bestimmten Wetterbedingungen zu Potentialunterschieden in der Atmosphäre kommenkann, auch wenn es gar kein Gewitter gibt.

Trotz günstigen Windes kommen wir nach fast 10 Stunden segeln nichtweiter als Bønnerup, ein eher langweiliger Hafen, den wir meiden wollten.Einziges Highlight, dafür aber richtig gut, ist der kleine Fischladen, in dem wirFisch für die nächsten Tage kaufen. Der Abend in Bønnerup ist mild, der Sonnenuntergang leuchtend und strahlend, sodass die wenigen Menschen träumend auf der Promenade stehen.

Bønnerup - Hals 15.8.

Die nächsten 33sm nach Hals bringen die bislang heftigste Überfahrt bei achterlichem Wind um 5-6 und entsprechender Welle. Selbst unter Genua geht das Boot oft aus dem Ruder und überfordert den Pinnenpiloten. Wir zählen jede Meile und stellen erneut fest: die letzten 4sm sind mal wieder länger als alle anderen. In Hals angekommen fällt uns sofort ein kleines, gedrungenes Segelboot auf, das trotz des widrigen Wetters vom Fjord her kommend nicht in den Hafen, sondern zur See ausläuft. Wir können nur einen Mann entdecken, seine Flagge ist nicht erkennbar.

Kiera hat diesen Starrkopf über AIS immer wieder verfolgt und wir staunten nicht schlecht: Der Typ, vielleicht hatte er auch Begleiter unter Deck, segelte stur gegenan, auch durch die Nacht. Später stellten wir per AIS fest: er hatte tatsächlich das Kattegat gequert, an Kopenhagen vorbei, und erst gegen Mitternacht des übernächsten Tages wieder am Falsterbokanal an der Südspitze Schwedens festgemacht. Ein Boot aus der Slowakei, alle Achtung! In Hals fiel uns auf, dass der gegenüberliegende Vereinshafen deutlich verwahrlost und die Fährfahrt dorthin nicht wert ist.

Dafür gibt es im Hafen sehr gute Einkaufsmöglichkeiten, insbesondere im sehr gut sortierten Supermarkt.

Nur Heißhunger auf Hotdog sollte man nicht haben, statt eines solchen gibt es mehrere Eisdielen, alle nebeneinander in einer Reihe. Wir staunen nicht schlecht über die zwei großen Eisbrecher, die im Hafen liegen.

Im Hafen gibt es eine Liste der ein- und ausfahrenden Kreuzfahrtschiffe. Für dieses Spektakel fahren Schaulustige direkt bis an das Molenende. Gerade als wir festgemacht hatten, kam die „Viking Jupiter“ von Aalborg, sie war am Morgen dorthin gefahren und lief nun wieder aus Richtung Gdansk.

Pech hatten die beiden Ketschen der dänischen Marine. Der einen ist der halbe Mast von oben gekommen. Andreas hat die Mannschaft gefragt, wie es zu dem Mastbruch gekommen ist; danach waren weder Wind noch Wellen Schuld, noch ein Manövrierfehler, vielmehr war das Pütting des Achterstages rott und ist gebrochen.

Hals - Sæby 16.8. + Hafentag 17.8.

Gegen 14 Uhr legen wir unter sehr angenehmen Bedingungen ab und erreichen nach einem sonnigen, milden Tag Sæby, rechtzeitig, wie wir meinen, für die allabendliche Flaggenparade mit Trompeter. Doch welche Enttäuschung: am Flaggenmast kein Dannebrog, auf dem Podest kein Trompeter! Wir haben den ersten Tag der Nachsaison, und das am 16. August! Und ab dann ist offensichtlich Schluss mit Romantik. Außer uns sind nur noch zwei schwedische Segler im Hafen. Wir bummeln durch den hübschen Ort, besuchen die Kirche, zünden ein paar Kerzen für unsere Lieben an und genießen abends den Fisch aus Bønnerup und die heißen Dauerduschen, die wir für uns allein haben. Das Wetter ist sehr wechselhaft, die Nächte werden merklich kühler.

Sæby- Frederikshavn 18.8.

Unser Ziel Skagen vor Augen nehmen wir noch Kurs auf das Inselchen Hirsholm und vermuten, dass wir dort die einzigen Lebewesen sein werden. Man soll die Insel in 15 Minuten per Spaziergang umrunden können.

Nun, unser Rundgang dauerte über eine Stunde, schloss aber jeden Weg der Insel ein, auch den Friedhof, einen Bunker und einen Einsiedler, der mit einer Schwanenfamilie zusammenlebt. Als wir nämlich an seinem Häuschen vorbeiwollten, fauchte uns Papa Schwan zum Schutze seiner vier jungen Schwäne energisch an, bis der Einsiedler ihn wie einen Hund zurück auf die Wiese hinterm Haus schickte. Spät am Abend entschlossen wir uns dennoch zur Überfahrt nach Frederikshavn, denn das Wetter wurde nicht besser und das Inselchen gab nicht mehr her.

Frederikshavn - Skagen 19.8.

Frederikshavn diente uns nur zur Übernachtung, auch hier herrschte denkbar schlechtes Wetter.

Nach einem Gewitterstop in Rønnerhavn nahmen wir dann endlich Skagen zum Ziel, nicht ohne unterwegs erneut schwärzesten Wolken ausgesetzt zu sein. Dem letzten großen Ausläufer liefen wir unter Motor mit Erfolg nach Norden davon. Den Bildern von Wetter-Radar online zufolge sind wir auch froh, nicht hineingeraten zu sein.

Skagen 19.8. - 25.8.

Aus zwei Tagen Skagen wurden schließlich sechs, und das kam so: Wir sind später in Skagen angekommen als erhofft, wollten daher nicht lange bleiben. Auch waren wir traurig, die Regatta der großen 12er vermeintlich verpasst zu haben, auf die uns Petra hingewiesen hatte. So gab es das übliche Skagen- Programm mit Leuchtturm, Grenen (den nördlichen Endpunkt Dänemarks) und dem lohnenswerten Museum (das eine umfangreiche Sammlung von Werken von Mitgliedern der Kolonie der Skagener Maler zeigt, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in der Region lebten und arbeiteten), bis wir unseren Fehler entdeckten: die 12-Meter-Regatta in Skagen als Teil der EM 2019 fand erst am kommenden Wochenende statt. So blieben wir.

Was wir auch nicht wussten: Der nahezu leere Yachthafen füllte sich zunehmend und es wurde lauter. An diesem Wochenende treffen sich nämlich traditionell Schweden, Norwegen und wer sonst noch Spaß am Feiern hat zum Saisonabschluss in Skagen. Es wurde ein rauschendes Fest mit Musik von jeder Yacht, mit Livebands und Tanz auf den Booten und in den Restaurants, Essen, Trinken und viel Spaß bis Mitternacht. Verzweifelt hielten wir Ausschau nach Roger und Karen, die wir hier unbedingt vermuteten. Unerklärlich, warum sie nicht hier waren... Es gibt wunderbare Restaurants, eine hübsche Einkaufszone, Skagen bietet eine Menge Abwechslung. Natürlich auch Kreuzfahrtschiffe. Mit dem Leihfahrrad fuhren wir auch zur Nordseeseite nach Alt-Skagen und zur versandeten Kirche. Doch der Höhepunkt sollte noch folgen.

Hautnah bei den 12-Meter-Yachten! Freitag nachmittag füllte sich ein Hafenbecken mit den 12er-Yachten; unter den neun Teilnehmern tatsächlich darunter fünf deutsche Flaggen! Wir bestaunten die schönen Linien und das Deckslayout dieser eleganten Königinnen der Meere. Die vergleichsweise kleinere HETI war auch dabei, wir sind ihr schon verschiedentlich begegnet.

Kiera entdeckte eine Regatta-Begleitmöglichkeit auf dem Fischkutter SARAH von Skipper Jakob Hammer, einem echten Kumpel! Wir buchten uns zu 11.00 Uhr am Samstag ein und fuhren ein paar Meilen hinaus zum Regattafeld. Auf der Hinfahrt lernten wir alles über Jakobs Fischkutter; angekommen bestaunten wir die Schönheit der Yachten. Ein wirklich erhabener Anblick, wie sie mit und ohne Spi durchs Wasser ziehen!

Andreas blieb auch zur 13-Uhr-Tour an Bord, diese jedoch versank im dichten Nebel. Auch eine Erfahrung: Der Seenebel kommt urplötzlich, bringt Kälte und Feuchtigkeit und gespenstische Bilder von kreisenden Yachten, die auf einen Neustart hoffen. Der fand allerdings nicht statt.

Zurück im Hafen treffen wir einen freundlichen älteren Herrn vor der Veranstaltungshalle, mit dem wir ins Plaudern kamen. Über die Schönheit der Boote, die Besonderheiten der Regatta und über Philipp, den Organisator und Titelverteidiger dieser EM. So standen wir und fragten schließlich, was man wohl tun müsse, um am Gala-Dinner teilnehmen zu können. Ganz einfach: "Man besitzt eine 12-Meter-Yacht oder segelt wenigstens mit, man hat die Taschen voller Geld oder gehört sonstwie dazu". Wir hatten nichts von alledem, brachten aber viel Begeisterung und auch Hartnäckigkeit mit. Poul, so hieß der freundliche Herr, hieß uns zu warten und verschwand. Er kam mit einem Lächeln zurück und hatte uns tatsächlich zwei Plätze für den heutigen Abend organisiert. Was wir nicht wußten: Paul und Philipp sind die beiden Hauptorganisatoren der gesamten Veranstaltung! Wir sind also auf den richtigen Mann getroffen. Bei allem Glück - unsere 500 Kronen pro Person mussten wir dennoch zahlen. Dafür konnten wir später bei Freibier an einem reichhaltigen Meeresfrüchtebuffet schlemmen bis zum Platzen, bis wir keine Hummer und Garnelen mehr sehen konnten, ja, das gibt es... Was hier verfressen klingt, soll nur zum Ausdruck bringen, dass es wirklich ein vorzügliches Buffet mit allen Köstlichkeiten aus Skagerrak und Kattegat war.

Auch bewiesen die Dänen, dass sie Stil haben. Mit Trompeten, Fanfare und Kanonenschuss wurde das Einholen der Flaggen verkündet, sehr kurze (!) Redebeiträge wurden ebenfalls mit Trompete angekündigt und schließlich sang der ganze Saal zusammen die Hymne von Hope und Glory, und wer vor Begeisterung nicht an sich halten konnte, stieg dazu auf die Stühle. In unserem unvermeidlichen Video dazu sieht man auch uns Fähnchen schwenken, die Begeisterungsfähigkeit der Nordmänner ist einfach ansteckend. Wohlgemerkt: Trotz Freibier war dies nur ein zweistündiges Dinner, an dem auch die Oldtimerfahrer teilnahmen, und es war kein Besäufnis!

Am Sonntag schließlich fuhr Andreas um 13.00 Uhr erneut mit Jakob hinaus, diesmal bis zum Schluss der Regatta. Die Siegerehrung fiel eher knapp aus: Nach zwei, drei Danksagungen stand plötzlich jemand auf uns teilte mit, dass die WINGS gewonnen hat. Einfach so. Kein Dritter, kein Zweiter, man ließ die Crew der WINGS hochleben, umarmte sich und alle gingen auseinander. Der Preis der Skagenregatta bestand aus einem Schiffsmodel einer Rangers- Yacht. Überhaupt diente die gesamte Veranstaltung einem inzwischen verstorbenen berühmten Geschäftsmann und Segler, dessen Porträt die ganze Zeit auf der Bühne stand: Bjørn Filipson (phon.), der eine maßgebliche Rolle bei den 12ern spielte. Der zweite Teil der EM wird gegenüber in Marstrand in Schweden durchgeführt.

Skagen- Albæk 25.8.

Wir legen noch am Abend des Sonntag ab, um die Nacht in Albæk zu verbringen, und damit hat unsere Rückreise hat begonnen. Albæk ist mehr oder weniger ein Verlegenheitshafen und das Kontrastprogramm zu Skagen, nämlich abgeschieden und ruhig. Den Ort haben wir nicht gesehen, der Hafen ist einfach, dennoch sogar teurer als Skagen. Dafür kann man in den schlichten Duschen ohne Münzen oder Karte Dauerduschen. Das ist doch auch was wert.

Albæk - Vesterø (Insel Læsø) 26.8. und Hafentag 27.8.

Nach einer mucksmäuschenstillen Nacht weckte uns Kinderlachen vom nahen Strand. Morgenkaffe, und Kiera schlug vor, während der Überfahrt nach Vesterø zu frühstücken; so legten wir ab.

Vesterø, dieser sehr hübsche und aufgeräumte Hafen lässt es an nichts fehlen, die Fähre nach Frederikshavn stört nicht und den Insel-Bus darf man gratis nutzen. Am A b e n d b i e t e n S t ra n d u n d Ba d e s t e g b e s t e  Fotografiermöglichkeiten. Kiera geht baden, es ist zum ersten mal seit langem wieder schwül und sommerlich.

Læsø ist deutlich größer als Anholt, sodass man mit dem Fahrrad mehrere Tage einplanen sollte. Der Bus ist von Vesterø nach Østerby ca. 40 min. unterwegs und hält auch auf Zuruf. Wir nahmen den Bus bis zur Haltestelle, die der südlichen Salzsiederei am nächsten liegt. Das hieß dann immer noch 2,5 km Fußmarsch. Wie so häufig gab es einen einladenden Bauernhof mit Shop auf dem Weg dorthin. Sie verkaufen Selbstgemachtes, sodass uns für die museumsartige Salzsiederei kaum mehr als 30 Minuten blieben, wollten wir den nächsten Bus erwischen.

Die Salzmacher leben in Rauch und Dampf und Dunkelheit. Ein schöner Ausflug. Wir mussten uns sputen, um den Bus zu erwischen. In Erinnerung an alte Zeiten warf sich Kiera unwiderstehlich, den Daumen hoch, vor das nächste Auto. Das junge dänisches Pärchen, etwas weiß im Gesicht, nahm uns dann gern zur Haltestelle mit. Prompt kam der Bus, der uns nach Østerby brachte. Ein Ort, der erst harmlos wirkte, doch seine Skurrilität sollten wir noch kennenlernen. Zunächst kehrten wir in einen liebevollen Shop und ein dazugehörigen Restaurant ein. Zwei Cappuccino und ein kleines Stück Zuckerkuchen - macht 20,-€, is klar :-)

Und dann der Rundgang. Hafen und das Dorf fühlen sich so merkwürdig an, bis man sich fragt, was hier anders ist. Dann stellt man fest: hier ist es nicht niedlich, hier ist es nur ruhig. Es gibt noch Fischindustrie, und viel Möwenschiss. Hier sind kaum Einheimische, hier stehen viele Häuser leer.

Hier gibt es kaum Geschäfte, und das Angebot ist spärlich. Wir fingen an, die trostlos leerstehende Häuser zu fotografieren, die zum Verkauf stehen. Das Bunteste sind noch die vielen privaten Verkaufstische und Kisten, in denen Selbstgezogenes und Trödel feilgeboten werden. Wir kaufen Petersilie und rote Kartoffeln.

Mit dieser Sonderbarkeit haben wir uns schließlich arrangiert und irgendwann die merkwürdige Lust empfunden, diesem Ort einen zweiten Besuch abzustatten, denn immerhin entdeckten wir einen schlichten Bau, in dem von moderner Kunst, u.a. von AiWeiwei und Banksy die Rede war. Ausgerechnet hier...Das wollten wir uns am nächsten Tag nicht entgehen lassen.

Vesterø (Insel Læsø) - Aså 28.8.

Leider stellte sich heraus, dass die Ausstellung vorzeitig geschlossen wurde. Das Touristenbüro war schlecht informiert; ein Museumsmann erklärte am Telefon auf englisch, dass diese politische Ausstellung nur wenige Interessenten fand, die entweder entsetzt oder verängstigt ob der politischen Darstellungen und Bezüge waren.

 Stattdessen entschloss sich Andreas zu einem Bad in der Slipanlage der Werft, nämlich mit Schrubber und Spachtel in der Hand, um Ruderblatt und Skeg von Bewuchs und Muscheln zu befreien. Noch ein paar Besorgungen bei Brugsen und im Fischladen, dann kamen gegen 15.00 Uhr die ersten Segler in den Hafen - für uns also das Zeichen zum Aufbruch... Halb motorend, halb segelnd erreichten wir den Hafen Aså, der schon von weitem sehr betriebsam wirkte. Wir legten uns sofort längsseits in den verwaisten Fischereihafen direkt neben Strom und Wasser und hatten noch eine Stunde Zeit, uns erneut der zahlreichen Oldtimer zu erfreuen. Der „Dansk Veteranbil Klub“ macht jedes Jahr im Sommer eine kleine Tour durch verschiedene Orte in Dänemark. Spät am Abend freuten wir uns auf die Duschen, doch die waren, naja, eher trocken, weil inzwischen verschlossen, der Code nur telefonisch bei dem Hafenassistenten zu erreichen. Uns war es für einen Anruf zu spät.

Aså - Grenaa 29.8.

Gegen 07.00 Uhr weckt uns der morgendliche Regen, eine Stunde später nahmen wir die 50 Seemeilen bis Grenaa in Angriff. Bei eher schwachem Wind mussten wir die meisten Zeit motoren, ab und zu segelten wir ein paar Meilen. Das Wetter war durchwachsen, hielt durch, ab und zu schien sogar die Sonne.

14sm vor Grenaa schlief der Wind dann vollends ein. Das einzige, was zunahm, war der starke Gegenstrom von 1,5-2 Knoten. Wir motoren also in diesen bei uns nicht sehr beliebten Hafen und legen mit dem Heck an den Ferienhäuschen an. Es ist spät, aber wir kochen uns trotzdem noch etwas leckeres. Ein abendlicher Spaziergang darf trotzdem nicht fehlen.

Grenaa - Ordrup Naes 30.8.

Den wieder einmal übel riechenden Hafen verlassen wir ohne weitere Erkundungen gegen Mittag.

Da der Wind seit Wochen südlich steht, fällt die Wahl des nächsten Hafens schwer. Wir segeln und motoren bei herrlichem Sonnenschein durch ein einziges Blau am Himmel und im Wasser, versteckt hinter dem Sonnenschutz. Der laue Abend lädt noch einmal zum Ankern ein. Die Bucht laufen wir allerdings in stockfinsterer Nacht an. Kein Mond, keine Leuchttürme, nur ein paar Lichter an der Küste. Im Vertrauen auf Navionics und den Tiefenmesser ankern wir auf 3 m, richten auf drei Geräten einen Ankeralarm ein. Es war so windstill und ruhig, dass wir vom nahen Ufer Stimmen und Musik hören. Shazam verrät uns, dass es sich um Kim Larsen handelt, den wir sofort auf Youtube googeln, um unser eigenes Konzert zu veranstalten, und zwar bei sternenklarer Nacht und ein paar eisgekühlten Drinks. Unglaublich tolle Musik. Schade, dass man ihn nicht mehr erleben kann. https:// www.youtube.com/watch?v=5zmhpmkvB_0

Ordrup Naes - Ballen (Samsø) 31.8.

Der heutige Tag lässt auf einen milden Spätsommer hoffen, wir genießen den Abend in Ballen. Wir verstehen jetzt, warum dieser Hafen mit seinen einladenden Restaurants bei Seglern so beliebt ist.

Ballen (Samsø) - Kerteminde 1.9.

Entspanntes Segeln bis Kerteminde, das wir erstmalig anlaufen. Unser Boot lief außergewöhnlich gut, nämlich 30 Grad zum Wind, 6-7 Knoten, das Ganze natürlich bei viel Wind und null Welle. Wir ziehen es vor, gegen den Strom im Stadtkanal längsseits zu gehen. Ausnahmsweise kochen wir noch im Hellen, es gibt italienische Hackbällchen in Tomatensoße. Selbstverständlich selbstgemacht und mit viel Knoblauch! In einem Hafenführer lasen wir viel Kritik an Kerteminde; unverständlich, denn nach unsrem Stadtbummel steht fest, dass wir wiederkommen wollen. Am auffälligsten waren noch die Crew- Mitglieder der anderen deutschen Boote, die sich am Abend allesamt als ausgesprochen spröde und wortkarg gaben, ja sogar Blickkontakt und Gruß vermieden. Entweder gab es Stress auf See, Hunger oder sonstiges Unwohlsein.

Am nächsten Morgen waren alle wie ausgewechselt und freundlich, fanden ein nettes Wort, und ein Segler stellte sich sogar als Mitglied des Jörsfelder Segelclubs in Berlin vor, ein Nachbarverein.

Kerteminde - Svendborg 2.9.

Von Kerteminde aus suchen wir uns die richtigen Pfeiler unter der Belt- Brücke. Danke Petra für deine Bestätigung der Durchfahrt durch die Westbrücke. Bei scharfem Wind und maximal Lage kreuzen wir nach Svendborg und gehen im alten Hafen längsseits. Später machte auch die 12mR Yacht ANITRA an derselben Brücke fest.

Der Tag war schön, die Nacht weniger: Remmidemmi bis Mitternacht auf dem deutschen Nachbarschiff, dann Happy Birthday und weiter bis drei Uhr in einer Lautstärke, dass man die Geduld der Svendborger bewundern muss. Wir machten vor 03.00 Uhr kein Auge zu.

Hafentag in Svendborg 3.9.

Svendborg war der erste Hafen, den Andreas auf seinem Ausbildungstörn in den 90ern anlief, um mit dem für Anfänger riesigen 12-Meter-Boot eigenverantwortlich anzulegen. Die romantische Hafenkneipe von damals gibt es leider nicht mehr.

Heute gibt es Meeresfrüchte und frischen Lachs aus dem Fischladen im Hafen. Der Lachs wird in einer Currysuppe gegart, dazu Reis. Wir stoßen auf ein persönliches Jubiläum an. Cola-Rum ist das richtige Getränk dazu!

Svendborg - Fåborg 4.9. + Hafentag 5.9.

Nächsten Tags irren wir durch die dänische Südsee, wollen Marstal vermeiden, finden Avernakø zu einsam und landen schließlich in Faaborg; wir gehen längs in eine Ecke des Fischereihafens direkt am „Restaurant Røgerie“. Wir bummeln trotz Regens durch die Stadt, kaufen ein paar Kleinigkeiten ein. Hier in Faaborg ist es bei schönem Wetter bestimmt sehr angenehm, wir ertragen den Regen. Dass unsere Reise endet, spüren wir deutlich: Rum und Gin sind alle, der Wein sowieso, jetzt wird auch noch der Kaffee knapp. Das Wetter zwingt uns zu einem Hafentag.

Faaborg - Marstal 6.9.

Am nächsten Tag versuchen wir die Nord-West-Passage, also nördlich Ärø und Lyœ, um an die Küste von Als zu kommen - und wir scheitern. Seit Tagen bläst es heftig aus Südwest, jetzt 6-7, die Welle zu hoch und zu steil. Wir drehen ab und erreichen schließlich Marstal, da uns Søby und Æroskobing keinen Vorteile versprachen, um termingerecht nach Laboe zu kommen. Kiera muss am Sonntag beruflich nach Berlin reisen.

In Marstal weht es ununterbrochen heftig, sodass wir uns nach einer Hafenrundfahrt für eine ruhige Ecke entscheiden, in der sonst nur die Hafenboote liegen dürfen. Der Hafenmeister hat nichts dagegen, die Nacht wird zum Glück ruhig. Die Mirabellenbäume sind geplündert, die Brombeeren auf dem Werftgelände vertrocknet, schade, dieses Mal keine Marmelade...

Marstal - Laboe 7.9.

Am frühen morgen starten wir in Marstal bei Sonnenschein, aber ungünstigem Wind direkt aus Richtung Laboe, bis wir schließlich den Motor starten. Kurz vor der Kieler Förde sind sie dann alle wieder da: dunkle Wolken, COLORLINE, DFDS, KESS, die Lotsenboote und die Marine. Und voraus sehen wir das Ehrenmal. Es sind noch vier Stunden bis in den Hafen...

Plötzlich eine PAN PAN PAN Durchsage von Bremen Rescue. Man sucht ein Motorboot mit einem 80jährigen Mann an Bord nördlich der Hohwachter Bucht.

Ein nahes Marine-Schiff meldet den Frachter ARSLAND, der ein kleines Boot neben sich haben soll.

Nun, seit einer Stunde verfolgt uns ein langsam fahrender Frachter, der uns fast eingeholt hat - es ist eben diese ARSLAND. Bremen Rescue spricht die ARSLAND direkt an, der Funker dort beginnt unser Boot zu beschreiben und kündigt Nachschau an. Tatsächlich nähert sich der Frachter uns, sodass Andreas Bremen Rescue anspricht und erklärt, dass wir okay sind und nicht das gesuchte Boot. Der Funker der ARSLAND buchstabiert unverdrossen unseren Schiffsnamen und gibt ein paar Erklärungen ab. Eine Stunde später gab es Entwarnung, das gesuchte Boot wurde gefunden.

Auf Höhe des Kieler Leuchtturms begegnen wir der ARIEL Kiel, die einem Verstorbenen mit einem Signal die letzte Ehre erweist und die Urne der Ostsee übergibt. Das Ende unserer Reise steht unmittelbar bevor, womöglich erleben wir noch das Hafenfest. Herrn Bohnemann haben wir angerufen, wir benötigen eine Lichterkette für die abendliche Lichterfahrt. In anderthalb Stunden werden wir im Hafen sein, die Lichterketten anbringen und ein Paar aus Köln an Bord zu Gast haben...

 

Fazit, und was wir dazugelernt haben:

Ankern kann sehr romantisch und entspannt sein, wenn die Bedingungen stimmen.

Dänemark ist teuer, aber schön, es bietet für Segler alles. In der nördlichen Ostsee braucht man mehr Geduld für die längeren Strecken als weiter südlich.

Auch mit unserem eher kleinen Boot erreichen wir die lohnenswerten Ziele.

Navionics auf dem ipad ist ein sehr bequemes Navigationshilfsmittel und bei uns nicht ein einziges Mal ausgefallen.

Hier im Norden endet der Segelsommer im August, in Berlin einen Monat später.

 

Dinge, die wir ändern oder anschaffen wollen:

Austausch des 2-Blatt-Festpropellers gegen Fast- oder Drehflügler

Nachrüsten einer Diesel-Heizung

Lautlose Schweizer Elektroheizung

Ausbaumer

Genaker

Eye-Pads von Wichard für die Fußreling/den Bullenstander

Neuer Karten-Plotter

Reffleinen einziehen

Neue Rettungswesten von Spinlock

Go-Pro für Videos, Handgriff für Handyvideos

 

Statistik:

Strecke gesamt: 642 sm
Unter Motor: 216 sm
Unter Segeln: 426 sm
Größtes Etmal: Aså - Grenaa 51 sm
Kleinstes Etmal: Skagen- Albæk 11 sm
Motorstunden: 38
Dieselverbrauch: ca. 1,5 l/Std.
Schönster Hafen: für Kiera - Ballen
für Andreas - Skagen
Verluste: Sonnenbrille von Kiera (wieder einmal)
Logge schläft seit 10 Tagen

 

Kiera und Andreas, 2019