• 20200909_152451

Dieses Jahr fiel die Wahl auf ein weniger bekanntes Revier, den Limfjord im Norden Jütlands. 

Der Limfjord erstreckt sich von Hals an der Ostsee über ca. 170 km bis nach Thyborøn im Westen. Er ist sowohl zur Ostsee als auch zur Nordsee hin schiffbar und bietet somit eine Alternative zur Passage durch den Skagerrak. Während der östliche Teil flussartig schmal nur mit engen Fahrrinnen aufwartet, besteht der westliche Teil aus ausgedehnten Seen mit einigen bewohnten Inseln.  Ein hervorragendes Segelrevier, wenn man nicht unbedingt in kurzen Hosen segeln will.

Als Ausgangspunkt meiner Reise wählte ich Skive, eine hübsche Kleinstadt von ca. 20000 Einwohnern mit einem schönen Hafen mit Slip und Kran. Die Anfahrt von ca 700 km läßt sich an einem Tag bewältigen, und abends ist das Boot bereits im Wasser und der Mast gestellt. Parken für Trailer und Auto kostenlos. 

  • 20200907_094722

In Skive, wie in den meisten anderen Limfjord-Häfen, die ich besuchte, wird alles elektronisch abgewickelt, ohne Smartphone keine Chance. Liegeplatz, Dusche, Strom, selbst der Kran zwei Wochen später beim Aufslippen wird per Smartphone gebucht und abgerechnet, die Zugangsberechtigung an das jeweilige Gerät per Netz übermittelt. Funktioniert gut, und nun in der Nachsaison bekommt man häufig kaum jemanden zu Gesicht. Viele Häfen werden von Segelvereinen in Zusammenarbeit mit der Kommune geführt und sind in einem hervorragenden Zustand. Meist gibt es auch einen beheizten Clubraum mit kleiner Küche, die man nutzen kann. 

Die Innenstadt von Skive ist etwa 15 min zu Fuss vom Hafen entfernt. Der Ort besitzt eine erstaunlich belebte Fußgängerzone und eine sehenswerte Kirche, deren Ursprünge auf das Jahr 1200 zurück gehen. Gepflegte Grünanlagen finden sich entlang der ehemaligen Stadtbefestigung, darin Kunst und das moderne Heimatmuseum, das ich allerdings nicht besucht habe. Insgesamt eine sympathische Stadt, in der man länger bleiben möchte.

  • Limfjord

Nach einem Ankerstopp vor Lundø erreiche ich bei schwerem Wetter Fur, die als die schönste Insel im Limfjord gilt - und niemand würde dies ernsthaft bestreiten. Schon der Hafen ist so nett, dass sogar eine kleine Robbe zum Jagen hierher kommt und sichtlich überrascht ist, jemanden - nämlich mich - hier anzutreffen. Ein weiteres Highlight: Am zweiten Tag hat der Hafenmeister - ich habe ihn allerdings nicht zu Gesicht bekommen - offenbar mir zum Gruße neben den Dannebrog und eine wenig kleiner unsere Nationalflagge gesetzt. Stilvoll… 

 So ganz einsam ist es in Fur mit seinen gut 700 Einwohnern übrigens nicht. Neben dem Sporthafen legt halbstündlich die Festlandfähre an. Es gibt einige Fischerboote, ein Restaurant, einen kleinen Laden, einen Imbiss, einen Badestrand und eine Fabrik.

  • 20200909_153347

Da der Westwind eine heftige Welle in den Sund wirft bleibe ich am nächste Tag an Land und fahre mit dem Klapprad halb um die Insel rum. Fur und auch die größere Insel Mørs bestehen zum großen Teil aus Moler, einem Sedimentgestein und begehrtem Rohstoff, aus dem sich Dämmstoffen und saugfähige Granulate (Katzenstreu!) herstellen lassen. Im Osten gibts dafür eine Fabrik, im Wald ringsherum eine große typisch dänische Ferienhaussiedlung. Im Moler finden sich auch Versteinerungen, die hier gerne ausgestellt werden. 

Die Landschaft ist hügelig und abwechslungsreich, Wälder, Wiesen, Höfe, die Küste besonders im Norden steil und geradezu atemberaubend schön. Immer wieder gibt es überraschende Ausblicke auf den Limfjord, die Schiffe und die benachbarten Inseln. Die Wander- und Radwege sind rund um die Insel ausgeschildert und sehr lohnend. 

Am nächste Morgen geht es dann ganz langsam unter Motor gegen die Welle an, bis ich nach 2 Meilen abfallen und auf halbem Wind Richtung Oddesund segeln kann. Und wieder habe ich Glück: Kurz hinter Nykøbing begegne ich über 50 alten Traditionsbooten unter vollen Segeln, die die “größte Holzschiffregatta im Norden” austragen, das Limfjorden Rundt https://limfjordenrundt.dk/. Das sind natürlich tolle Bilder, die mich für die schreckliche Motorfahrt entschädigen. 

Nach einer ruhigen Nacht vor Anker in der Odby Bucht passiere ich am Morgen die Klappbrücke am Oddesund, die halbstündlich ! öffnet, und erreiche gegen 14:00 Uhr Agger an der Nordsee. Der Hafen ist wegen der Werft und den Fischerbooten recht lebhaft, und so unternehme ich nach dem Anlegen noch einen Strandspaziergang, denn schließlich will ich ja das Meer sehen. 

Dazu habe ich in den nächsten zwei Tagen ebenfalls ausreichend Gelegenheit, denn das brauchbare Segelwetter hat sich erstmal verabschiedet zugunsten eines heftigen Westwindes von 6-7 Beaufort. Wieder kommt das Klapprad zum Einsatz, und ich erkunde den Thy - Nationalpark https://de.nationalparkthy.dk/ nördlich von Agger. 

  • 20200915_145501

Dann aber herrliches Segelwetter, und ich komme flott voran bis Venø, wo ich gegen 16:00 östlich der Insel einen guten Ankerplatz finde. Am nächsten Tag gehts mit dem Dinghi an Land, die 200 Einwohner -  Insel läßt sich in wenigen Stunden zu Fuss umrunden. Sie ist sehr hübsch, lebt im wesentlichen von Urlaubern und Ausflüglern, es gibt einige Höfe, einen hübschen kleinen Hafen mit Segelschule auf der Westseiten, die kürzeste Autofähre  Dänemarks (266 m) im Süden und im Norden ein interessantes Naturschutzgebiet, ein von einer Nehrung umschlossener Strandsee, in dem sich allerlei Wasservögel und Robben tummeln. 

Am nächsten Tag dann wieder mehr Wind, die erste Hälfte gehts noch ganz gut durch die Welle, dann aber verlässt mich die Lust, Richtung Doverodde nach Nordwest aufzukreuzen, und ich lasse den Jockel und den Autopiloten ran. So habe ich ausreichend Zeit, die vielen Seehunde zu beobachten, die sich entlang der Route auf den Sandbänken ausruhen oder was immer sie da machen. 

Doverodde ist wieder einer dieser hübschen Häfen, und auch der Ort weiss zu gefallen. Man kann einen Speicherturm mit Kunst drin besteigen und hat einen schönen Ausblick über den Fjord.  Danach kann man sich in einem kleinen Cafe mit angeschlossenem Laden erholen. In der Nähe gibts auch Hügelgräber aus vermutlich der Bronzezeit, die aber im wesentlichen Hügel sind. 

  • 20200916_130651

Die folgenden Tage sind durch schönes Wetter, viel Sonne und wenig Wind gekennzeichnet. Es geht nördlich um die Insel Mors durch den Vilsund mit einem Ankerstopp in der Nähe der Vilsundbrücke. Dann passiere ich den Hanklit, eine bekannte Moler-Steilküste im Norden von Mors und erreiche gegen 15:00 Uhr den Hafen von Amtoft. Hier ist das Aufslippen bereits voll im Gange. In Amtoft gibts einen Supermarkt, einen schönen Strand und jemanden, der eine Varianta 65 segelt, jedenfalls liegt eine im Hafen.

Nächste Station ist die kleine Insel Livø, auch die richtig hübsch und abwechslungsreich zum Wandern. Die Insel hat nur 10 feste Einwohner, entsprechend ist auch wenig los, wenn keine Urlauber da sind. Im Südosten gibt es einige Liegeplätze am Fährhafen, die ich nicht empfehlen würde, wer kann sollte lieber im Osten der Insel ankern. Angeblich haben dies bereits die Wikinger getan. Hier liegen Ankerbojen des Dänischen Seglerverbandes aus, die man als Nichtmitglied zwar nicht benutzen sollte, die aber in den Karten verzeichnet sind und in der Regel auf gute Ankerplätze hinweisen. 

  • 20200920_122424

Über einen weiteren Stopp vor Anker im Osten von Fur geht es bei weiterhin schwachen Winden nach Nykøbing Mors. Der Hauptort der Insel Mors (Morsø, 9000 Ew) zeichnet sich durch eine gepflegte, belebte Innenstadt mit einer Vielzahl von Restaurants und Geschäften aus. Im Nordhafen legen recht große Frachter an, die u.a. Moler abtransportieren, der Yachthafen südlich ist ebenfalls groß, aber doch gemütlich und komfortabel. Der Fischereihafen liegt auf einer Landzunge weiter draussen. 

Es folgen noch zwei schöne Segeltage mit Wind um 4 Beaufort über Lundø zurück nach Skive, wo ich am Donnerstag, 24.09. auskrane und zurück nach Berlin fahre. 

 

 Törndaten 7.-24. September 2020

Datum

Start

Ziel (Anker)

Gesamt (nm)

Motor (nm)

Wetter

Mo. 7.9. 

Skive

Lundø (A)

10

1

4 W

Di. 8. 

Lundø

Fur

15

9

5 W

Mi. 9.

Fur

     

5-6 W

Do.10.

Fur

Oddesund (A)

25

2

5 W

Fr. 11.

Oddesund 

Agger

16

1

4 SW

Sa. 12.

Agger

     

6 W

So. 13. 

Agger

     

6-7 W

Mo. 14.

Agger

Venø (A)

24

 

4 W

Di. 15

Venø

     

3 W

Mi. 16. 

Venø

Doverodde

15

7

5 W

Do. 17 

Doverodde 

Vilsund (A)

12

2

2 N

Fr. 18.

Vilsund

Amtoft

14

 

3 NW

Sa. 19.

Amtoft

Livø (A)

11

3

2 SW

So. 20.

Livø

Fur (A)

7

4

1-2 SW

Mo. 21.

Fur

Nykøbing Mors

15

 

3-4 W

Di. 22.

Nykøbing

Lundø A

20 

2

4 SW

Mi. 23. 

Lundø

Gedsted- Skive

21

3

4 SW

 

Gesamt

 

 205  34  

 

Hilfreiche Links:

Die Skive-Marina unter https://www.skivesoesportshavn.dk/german/

Alle Sportboothäfen im Limfjord im dänischen Hafenverzeichnis:  https://havneguide.dk/da/havneguide/nordjylland

Ankerplätze im Limfjord: http://www.marinamap.com/article/79-Segeln-ohne-Hafengebuehren-Ankerplaetze-im-Limfjord-in-Daenemark.html?resize=true&tmz=-60

Online Seekarten von Dänemark, Schweden und Norwegen https://www.skivesoesportshavn.dk/german/bietet “Eniro auf dem See” https://pasjon.eniro.se/#map=11.41/56.7898/9.085, hier auch Wassertiefen, alle Tonnen und Häfen. 

Urlaubsportale: https://www.ferievedlimfjorden.dk/, https://www.visitnordjylland.de/nordjuetland/erlebnisse/der-limfjord-nordjuetland