Crew 1: Uwe Hartmann (Skipper), Achim Herbertz, Olaf Raske, Thomas Panke
Crew 2: Frank Deißler (Skipper), Antje Burkhardt, Frank Burkhardt, Gisbert Hesse
Schiffe: 2 x Hanse 385 (Bj. 2016/ 2017; 11,40 m x 3,88 m x 1,99 m). Bootsnamen: „Joy“ und „Capriccio (Laune)“
Freitag 15.10.21 - Anreisetag
Um günstige Flüge zu bekommen sind wir bereits Freitag gestartet und haben noch eine Nacht im Hotel Poseidon, direkt bei der Marina Alamos (Athen) verbracht. Erst im Hotel kamen alle Teilnehmer der Reise erstmals komplett zusammen, da Olaf und Thomas aus Frankfurt/ Köln unabhängig von uns Berlinern anreisten.
Samstag, 16.10.21 – Schiffsübernahme
Leider konnten die Schiffe (Istion Yachting) erst ab 17.00 Uhr übernommen werden, so dass wir - das Gepäck im Hotel lassend - noch Zeit hatten, Athen ein wenig zu erkunden bzw. am Hotelpool zu relaxen oder am Strand entlang zu laufen. Ein Teil der Gruppe machte sich mit dem Bus in Richtung Akropolis auf und erkundete deren Umfeld, bevor wir dann alle in Richtung Hafen zur Schiffsübernahme starteten. Für das Gepäck haben wir extra eine Taxe in Anspruch nehmen müssen, da der Weg zwar nicht sehr weit aber in der Hitze mit Gepäck beschwerlich gewesen wäre. Alles Gepäck (8 große Taschen und Kleinkram) in einem normalen Taxi – was für ein Anblick! Wir selbst mussten (bis auf Frank D.) leider laufen.
Leider lagen beide Schiffe 1 km von einander entfernt, so dass diese von den Skippern unabhängig und ohne Sichtkontakt übernommen werden mussten. Zunächst nahm der Papierkram viel Zeit in Anspruch, da Charterwechseltag war und viele neue Crews eingetroffen waren. Entsprechend unter Zeitdruck und lieblos erfolgte dann die Übergabe des Schiffes, frei nach dem Motto „schaut euch alles an, ihr werdet schon klarkommen, wenn Fragen sind meldet euch“. Die Liste der Ausrüstungsgegenstände mussten wir selbst abarbeiten und abhaken. Leider entdeckten wir bereits da einige Mängel, wie demontiertes, nicht nutzbares Landstromkabel, festgefressener Knoten in der Großschot, jede Menge Öl in der Motorbilge, keine Strecktaue vorhanden, herausgerissene, Schrauben an Scharnieren, Toilette nicht komplett lenzbar – ständig läuft Wasser nach, Cockpitlampe funktioniert nur zusammen mit DHI Beleuchtung……
Nach Mitteilung der Mängel waren die Mitarbeiter des Charterbasis zwar bemüht die Mängel zu beheben, konnten jedoch trotz Engagement bis 23.30 Uhr (!!!) den Landstromanschluss nicht reparieren, da das Bordladegrät defekt war und die Sicherung immer wieder rausflog. Blieb für den Rest der Reise nur das an Bord befindliche Solarpaneel zum Aufladen der Bordbatterie übrig – tat dann aber aufgrund der Sonneneinstrahlung ausreichend seinen Dienst. Bezüglich des Ölverlustes am Motor wurden wir gebeten, nicht mehr als 2000 UPM zu fahren. Sehr beruhigend wenn es auf das Meer hinausgeht und man vielleicht auch einmal gegenan muss und die Drehzahl und die Power braucht.
Sonntag, 17.10.21 – Marina Alimos nach Kythnos Mericha Frühes Aufstehen und frühstücken um viel Strecke nach Süden zu schaffen, dann Start aus der engen Gasse zwischen den Schwimmstegen unter Beachtung der vielen Mooringleinen (der Hafen hat über 1.000 Liegeplätze!) und erstmals hinaus in den Saronischen Golf vor Athen. Leider kein Wind und somit reine Fahrt unter Motor mit ständiger Beobachtung des Motorölstandes an die Westküste der Insel Kythnos in den Hafen Mericha. Trotz der relativ langen Strecke (61 sm) war der Hafen schon sehr voll und wir parkten unter den kritischen Blicken der professionellen Stammcrew einer griechischen Superyacht (Name: Amadeus) mit 101 Fuß Länge, römisch –katholisch (Anker vorne raus und Heck zur Pier) ein. Wie wir erfuhren, kostet die Charter dieser Yacht 24.000,- € pro Woche. Werden wir vielleicht im nächsten Jahr machen !
Unser Schiff sah daneben wie ein Dinghi aus. Uwe mit Crew waren unterwegs die Steuerseile gerissen, so dass er deutlich später unter Notruder in den Hafen einlief und zunächst telefonisch die Reparatur organisieren musste. Wie sich herausstellte konnte der Schaden nur in der Charterbasis im Hafen von Lavrion an der Ostseite des Festlandzipfels behoben werden! Abends essen wir alle gemeinsam in der Taverne am Hafen.
Montag, 18.10.21 – Kythnos Mericha nach Syros, Hafen Phoinikos
Aufgrund der notwendigen Ruderreparatur der SY „Joy“ trennten sich leider an diesem Tag die Wege der beiden S.V.T. Crews, da wir nicht wieder zurück nach NW wollten, was natürlich so NICHT geplant war! Der Wind blies wenigstens kräftig (4-5 Bft), so dass wir zunächst volles Groß und Wendefock setzten, jedoch bereits nach 1,5 h das 1. Reff und weitere 1,5 h später das 2. Reff einbinden mussten, da der Wind bis auf 6 Bft. zugelegt hatte. Beim 2. Reff verloren wir jedoch beim Herausziehen der Winschkurbel den alles entscheidenden „Deckel“ der Lewmar Winsch, der die ganze Winsch zusammenhält, da dieser offenbar nicht richtig eingeschraubt gewesen ist. Somit konnten wir die selbstholende Funktion der Winsch nicht mehr nutzen, mussten immer per Hand beim Kurbeln mitziehen und durften die Kurbel nicht mehr entfernen, da sonst im Manöver die komplette Winschtrommel bei Schrägzug nach oben abgehoben hätte und verloren gewesen wäre. Ein weiteres unangenehmes Erlebnis hatten wir beim Toilettengang, denn wir mussten feststellen, dass offenbar der Abwassertank trotz öffnen den Abflussventiles nach Verlassen des Hafens nicht leergelaufen war und das Rückschlagventil nun dem Druck des Abwassers nicht standgehalten hat und der Inhalt in die Toilette zurückgelaufen war, diese überlief und der Inhalt in der Duschwanne stand. Entsprechend mussten wir erst einmal bei Wind und Welle lenzen und die Toilette reinigen!
Gegen 17.00 Uhr erreichten wir dann den Hafen an der Südwestseite der Insel Syros, der leider jedoch bereits voll belegt war, so dass uns nur das Ankern in der davor befindlichen Bucht auf 12 m Tiefe übrigblieb. So konnten wir jedoch abends erstmals baden und auf der Badeplattform duschen, mussten uns allerdings immer wieder dagegen verteidigen, dass ahnungslose Charterer mit ihren Yachten sich zu dicht neben uns oder über unseren Anker legten. Bei so viel Platz unerklärlich! Überhaupt ist immer wieder lustig, wie manche Charterer Ankermanöver fahren, da kann es einem Angst und Bange werden, wenn Wind aufkommt.
Abends kam das Dinghi zum Einsatz und musste als Shuttle zur Taverne herhalten, wo wir herzhaft, lecker und sehr knoblauchlastig gegessen haben. Metaxa und Ouzo aus der „Bordapotheke“ rundeten den Abend ab.
Dienstag, 19.10.21 – Syros nach Kea, Bucht Koundouros Gegen 9.45 Uhr brachen wir auf in Richtung der Insel Kea. Der Wind nahm schnell auf 24-25 kn (Bft 6) bei ziemlicher Welle zu, so dass wir uns entschieden, das Groß im 2. Reff wieder zu bergen und nur unter Wendefock um die 4,5 – 5 kn liefen. Als eine andere Segelyacht hinter uns aufkam und uns zu überholen drohte, wurde der Ehrgeiz des Skippers geweckt und das Groß im 2. Reff erneut gesetzt, so dass wir mit mehr Höhe und mehr Geschwindigkeit der deutlich größeren Yacht mit bis zu 8,2 kn davonliefen. Leider konnten wir das angepeilte Ziel (Nordspitze von Kea) aufgrund des weiter zunehmenden Windes (in Spitze bis 27 kn = obere 6, fast 7 Bft) nicht erreichen, sondern nur die Südspitze von Kea anpeilen konnten. Von da hätte uns dann bis zum Hafen eine ewig lange Kreuz gegen Starkwind erwartet und wir waren bereits nass genug (zu spät in Ölzeug gewechselt), denn es baut sich auch im Mittelmehr eine nicht unerhebliche Welle auf, die uns und die Segel mehrfach arg „geduscht“ hat.
Wir entschieden uns daher, die an der Westseite von Kea gelegene Bucht Koundouros anzulaufen, die laut Hafenhandbuch Schutz vor Meltemi bieten sollte. Als wir gegen 17.15 Uhr nach zäher Kreuz gegen Wind und Welle dort ankamen, lagen tatsächlich nur 2 weitere Yachten vor Anker und wir gesellten uns auf 7m Tiefe mit 35m Kette dazu. Der Wind jaulte zwar auch am Liegeplatz im Rigg aber der Anker hielt.
Gisbert bereitete uns ein wundervolles Abendbrot zu und wir fielen anschließend todmüde in die Kojen. Lediglich der Skipper hatte aufgrund des jaulenden Windes eine nahezu schlaflose Nacht wegen ständiger Beobachtung ob der Anker auch wirklich hält, denn die Klippen mit entsprechen-der Geräuschkulisse waren nahe!
Mittwoch, 20.10.21 – Syros, Bucht Koundouros nach Kea Leivadi
Der Wind blies nach wie vor mit ziemlicher Stärke (17 – 20 kn) aus NO, so dass wieder einmal kreuzen angesagt war. Nach rund 3,5 stündiger Kreuz kamen wir in der großen Doppelbucht an der NW Spitze der Insel Kea an und fanden einen nahezu leeren Hafen vor, denn es lag nur eine weitere SY an einer rund 150 m langen Pier. Bei ziemlich starkem Seitenwind hatte Antje ihren großen Tag und konnte ihr erstes Anlegemanöver mit Buganker machen, da ja genug Platz zum Üben war. Leider verklemmte sich beim schnellen Fieren die Ankerkette konstruktionsbedingt ziemlich, so dass wir einen 2. Versuch machen mussten, der jedoch dann auf Anhieb gelang.
Anschließend erkundeten wir ein wenig den kleinen Ort, kauften Kuchen und tranken Kaffee, füllten den Wassertank auf und spülten den Abfluss des Abwassertankes frei. Den Abend verbrachten wir in einer wundervollen, höher gelegenen Taverne mit Blick auf den Hafen.
Donnerstag, 21.10.21 – Kea Leivadi nach Limin Sounion
Unser heutiges Tagesziel lautete eigentlich Lavriou an der östlichen Festlandseite der Athener Halbinsel, jedoch wollten wir zunächst in der unmittelbar am Kap Sounion befindlichen Bucht Halt machen, ankern, baden und die auf dem Kap befindlichen Tempelruine besichtigen. Leider fehlte es nun wieder an Wind, so dass wir bereits nach 20 Minuten die Segel bargen und den Motor anwarfen. Nach rund 3-stündiger Motorfahrt erreichten wir das Kap und warfen in der fast leeren Bucht Anker auf 7m Tiefe. Herrliches, kristallklares, grünblaues Wasser (ca. 22 Grad) erwartete uns zum Baden. Antje und die beiden Frank’s kraxelten auf das Kap und besichtigten die Reste des Poseidon Tempels und die Ruinen des umringenden Forts. Aufgrund fast völliger Windstille entschieden wir uns von unserem Tagesziel abzurücken und die Nacht in der Bucht zu verbringen, das stellte sich jedoch als Fehler heraus. Abends brachte uns das Dinghi an den Strand in eine der Tavernen, die Rückfahrt in der Dunkelheit war jedoch wegen zunehmender Welle ein wenig feucht. Jedoch herrlicher Blick von Bord auf den angestrahlten Poseidon Tempel bei Wein und Knabberkram!
Es hatte sich aufgrund des inzwischen weiter auf Süd drehenden Windes (3-5 kn) ein unangenehmer Schwell entwickelt, der das Schiff in der Nacht permanent 10 – 15° auf die Seite legte. Ein unerträgliches Schaukeln, was uns leider den Schlaf raubte und selbst den eigentlich völlig immunen Skipper nahe an die Seekrankheit brachte, da man sich in der Koje ähnlich einem Kleidungsstück in einer Waschmaschine im Schonwaschgang fühlte. Kurze nächtliche Treffen im Cockpit bestätigten, dass es auch anderen so ging. Erst gegen 3 Uhr nachts kam das Schiff ein wenig zur Ruhe, so dass jeder noch eine kleine Mütze Schlaf abbekam.
Freitag, 22.10.21 – Limin Sounion nach Kalamaki Marina Alimos
Aufgrund der unruhigen Nacht brachen wir bereits gegen 9.30 Uhr in Richtung unseres Ausgangshafens auf. Zunächst mussten wir unseren Anker unter einer anderen Yacht befreien, welche sich tags zuvor ohne Not so dicht über uns gelegt hatte (vielleicht 15 m Abstand), dass sie uns nun beim Aufholen des Ankers behinderte. Es herrschte fast vollständige Flaute, so dass wieder einmal der Motor die Arbeit verrichten musste und wir gegen 14.00 Uhr endgültig am Charterstützpunkt festmachten, wo anschließend die Bootsübergabe (mit langer Mängelliste) und die Betauchung des Schiffes erfolgte. Hier trafen wir dann erstmals auch wieder mit der Crew des anderen S.V.T. Schiffes zusammen und verlebten einen schönen, gemeinsamen letzten Abend in einer Taverne in Athen und freuten uns alle auf eine ruhige, nicht schaukelnde Koje, um den verlorenen Schlaf nachzuholen. Der anderen Crew war es in ihrer Ankerbucht in der letzten Nacht ähnlich ergangen wie uns.
Samstag, 23.10.21 – Hafentag und Rückflug Da unser Rückflug erst abends um 19.30 Uhr gebucht war, konnten wir den Tag noch in Athen verbringen, nachdem wir gegen 10.00 Uhr vom Schiff mussten. Unser Gepäck konnte glücklicherweise noch so lange in der Marina deponiert werden. Olaf und Thomas verabschiedeten wir bereits vormittags, da deren Flüge früher starteten. Einige von uns besuchten mit dem Linienbus dann nochmals die Akropolis (diesmal nicht nur das Umfeld, sondern auch die antike Stätte selbst) oder die sehr touristisch geprägte, jedoch dennoch sehenswerte Altstadt Athens. Am Nachmittag brachte uns dann schlussendlich der bereits gebuchte Kleinbus zurück zum Flughafen. Gegen 22.10 Uhr waren wir wieder in Berlin angekommen.
Törndaten: 220 nm zurückgelegt, davon etwa 90 sm unter Motor, 73 Liter Diesel, 19 Motorstunden, 17 Segelstunden
Facit: Insgesamt ein wieder sehr schöner Törn bei noch angenehm, warmem Herbstwetter und mit harmonischer und extrem engagierter Crew. Zwei mehr Tage mit Wind wären noch schöner gewesen, man kann aber nicht alles haben! Wir sind als Segler nun einmal wetterabhängig. Wir hatten dennoch Glück mit unserem Zeitfenster, denn in der Woche davor war vor Ort extrem schlechtes Wetter und auch in der Woche nach uns soll es wieder kühl und nass werden. Es wird vermutlich nicht der letzte Törn in dieser Region gewesen sein, denn die Strecken zwischen den Inseln sind nicht zu lang, es gibt gute Anker- und Essensmöglichkeiten und die Temperaturen sind noch überaus angenehm. Wünschenswert wäre, dass man bessere sanitäre Anlagen vorfindet.
Frank Deißler für SY Capriccio 24.10.21