Endlich Sommer! Wir hatten eine Ostseereise geplant, zum ersten Mal ohne den festen Termin des Urlaubsendes. Auch die Kanalfahrt von Berlin bis Stettin mit Mastlegen und -stellen entfiel.
Wir starteten am 18.06.2023 von Ueckermünde aus. Bei wenig Wind ging es über das Haff. Da wir uns noch unbekannte Gebiete nördlich der Ålands besuchen wollten, hatten wir uns vorgenommen, zu Beginn nicht zu trödeln. So ließen wir Swinemünde aus und über Nacht ging es Richtung Bornholm, wo wir auf Christiansø festmachten. Über Kristianopel segelten wir durch den Kalmarsund an Kalmar vorbei bis Borg(Bild 05)holm.
Im anschließenden Schärengebiet waren wir nicht mehr auf Häfen angewiesen. Wir ankerten viermal, machten dann den Sprung zu den Ålandinseln, wo wir am neunten Tag unserer Reise und 482 Seemeilen im östlichen Hafen festmachten.
Dann brachen wir auf in uns unbekanntes Gebiet, die finnische Küste entlang nach Norden. Die Gegend wurde steiniger und schroffer, so dass auch das Ankern schwieriger wurde.
Es wurde einsam, oft waren wir der einzige Gastlieger oder sogar das einzige Boot im Hafen. Und die Tage wurden länger und länger. Bei schönem Wetter und Sonnenschein hatten wir oft wenig oder gar keinen Wind, so fuhren wir häufig unter Motor. Auch Kreuzen ist in diesen Schären sehr schwierig, eigentlich nur bei kleinen „Überfahrten“ im offenen Außenfahrwasser möglich.
Ein Tief mit Starkwind aus Nordost, mit nachfolgendem Nebel und Kälte hielt uns drei Tage in dem winzigen ehemaligen Fischerhafen Öskata fest. Es gab dort nichts, dafür musste man auch nichts zahlen. Zum Glück hatte ich unsere MACOMA gut verproviantiert, auch Brot habe ich wieder regelmäßig gebacken.
Über die kleinen Häfen Replothamn und Larsmo ging es weiter Richtung Norden bis Kokkola/ Karleby. Wieder gab es stärkeren Wind aus Nordost, diesmal bei schönem Wetter, und wir durften hier zwei Hafentage verbringen. Wir sahen uns die nette Stadt an, waren im Museum und im Supermarkt, haben Wäsche gewaschen und kleinere Reparaturen ausgeführt.
Den aufkommenden Südwestwind nutzten wir für einen längeren Schlag (133 sm) über - die sehr helle und kurze - Nacht zum Endpunkt unserer Reise: Törehamn (Schweden).
Dies ist der nördlichste von Kielbooten anlaufbare Hafen der Ostsee. Aber auch das ist nur ein kleiner Hafen hinter einem alten Speicher nahe dem Ort Töre. Wir waren die einzigen Gastlieger. Hier gönnten wir uns einen Hafentag, kauften ein, aßen Eis und machten eine schöne Radtour. Von Mariehamn bis Törehamn hatten wir 454 Seemeilen zurückgelegt.
Den Rückweg wollten wir eigentlich etwas gemütlicher angehen, aber wie so oft war das Wetter der unberechenbare Faktor. Über Luleå ging es in den kleinen Hafen Bureå, wo wir wegen starken Südwinds zwei Tage festsaßen. So blieb zumindest Zeit für den „Haushalt“: Wäsche waschen, Wartungsaufgaben, … .
Bei jetzt vorherrschenden südlichen Winden ging es über Sikea, Patholmsvik und Husum mühsam voran. Etwas Abwechslung brachte die Höga Kusten, wo wir im hübschen Hafen Bönhamn festmachten.
Trotz der netten Häfen Härnösand, Hölick, Segelvik, Norrsundet und Sikhjelma wurde uns der Weg ziemlich lang.
In Öregrund erreichten wir wieder bekanntes Gebiet. Hier fand gerade ein
Motorbootrennen statt und Massen von Schweden waren in Sommerstimmung - trotz der kalten Temperaturen. Diesmal wählten wir das Innenfahrwasser durch den teilweise engen und flachen Vädökanal.
Es folgten Gräddö, zwei Ankerbuchten, Oxelösund und Arkösund, wo wir einen Tag stärkeren Südwestwind abwarteten. Bei den diesjährigen kalten Wassertemperaturen in diesem Gebiet herrschte eine größere Gefahr für Nebel, der auch uns nicht verschonte.
Zwei Tage später erreichten wir Oskarshamn, wo wir einen Tag blieben. Leider war ein Orkantief im Anzug. Sollten wir noch drei oder vier Tage in Oskarshamn bleiben? Das Barometer war gewaltig gefallen! Wir entschieden uns mit dem vor dem Tief herrschenden Ostwind (2 - 5 Bft) rasch nach Kalmar zu segeln. Hier warteten wir drei Tage ab, leider bei Kälte und Schauerwetter.
Dann kreuzten wir mal wieder durch den Kalmarsund nach Torhamn. Ein langer Tag (60 sm) brachte uns über die Hanöbucht nach Simrishamn. Nach einem Hafentag ging es dann nach Ystad. Den folgenden Tag hatten wir Flaute und warteten auf den angekündigten Westwind. Diesen nutzten wir für eine schöne Überfahrt nach Sassnitz. Nun war es nicht mehr weit. Nach einer Übernachtung vor Anker bei Karnin erreichten wir am 18.08. wieder Ueckermünde.
Insgesamt haben wir in 62 Tagen 1981 Seemeilen zurückgelegt. Wir hatten fünfzehn Hafentage, bis auf einen „Urlaubstag“ in Törehamn waren sie alle dem Wetter geschuldet. Es war eine interessante und schöne aber auch anstrengende Reise.