Vom 1. Juni bis 9. Juni von der SVT nach Wildau und zurück
Und den Klabautermann gibt es doch. Zuerst hat er dafür gesorgt, dass ich mein Telefonkabel zu Hause vergesse. Herrliche Ruhe im Boot auf dem Weg zum Müggelsee. In Friedrichshagen habe ich mir ein neues Kabel zum Aufladen des Smartphones gekauft. Das hat der kleine Kobold sofort versteckt. Erst später finde ich es in der letzten Bootsritze wieder. Und schon hat mich der tägliche Kommunikationswahnsinn wieder. Zugegeben, manchmal ist das kleine Gerät auch sehr nützlich. Dazu später mehr.
Bei herrlicher Nordostwindlage brechen Schwager Hubertus vom Segel-Klub Nixe und ich mit meiner ollen Dufour T6 und Elektromotor auf. Den brauchen wir aber zunächst nicht. So schnell bin ich selten unter Segeln durch die Scharfenberg-Enge gekommen. Wir rauschen bei Wind von Achtern auf der Unterhavel zum Wannsee. Zu gepflegter Abendstunde bekommen wir ein Plätzchen beim Motor-Boot-Club Berlin. Am Steg werden wir mit den Worten begrüßt: „Wir haben auch ein Herz für Segler.“ Wenn es doch immer so gut zwischen Motorbootfahrern und uns Seglern klappen würde.
Frühstück an Bord mit Hubertus
Nächsten Tag geht es über den Teltowkanal bis zum Hafen Tempelhof. So mit dem Segelboot mitten in der Stadt ist schon etwas Besonderes. Abends verlässt mich Hubertus per S-Bahn. Ich fahre nächsten Morgen allein weiter Richtung Müggelsee. Meine Kartenausrüstung ist exzellent. Hubertus hat mir einen Paddelatlas an Bord gelassen. Für die Treskowbrücke weist er eine Durchfahrtshöhe von 3,70 Meter aus. Panisch schaue ich nach hinten, wo der gelegte Mast schräg gen Himmel zeigt. Ich lege an und messe nach: Kommt eine kleine Welle, sind es 3,72 Meter, ist die Miniwelle weg 3,68. Nicht gut. Ich pirsche mich an die Brücke ran. Es sind doch die in etwa üblichen 4,50 Meter. Kein Problem bei der Durchfahrt. Learning: Traue keinem Paddelatlas.
Auf dem Teltowkanal vor dem Ullsteinhaus
An der Müggelspree empfängt mich der Segel-Club Wiking mit einem großen Schild, dass Gastleger willkommen sind. So ist es auch. Ich werde sehr herzlich aufgenommen. Meine Frau Brigitte kommt an Bord. Wir haben knackigen Wind auf dem Müggelsee. Ein richtig großer Flatsch Wasser ist dieser See. Auf Dauer wäre er mir aber ein bisschen langweilig. Da ist mir unser Tegeler See mit den vielen Inseln schon lieber. Brigitte muss viel zu früh wieder nach Hause. Ich fahre allein die Dahme runter bis nach Wildau. Dort steigt Frieder zu. Der große Vorteil von den Touren rund um Berlin ist, dass überall S-Bahn-Stationen sind.
Frieder und Bertram vor der Südspitze Berlins
Mit Frieder bringt es wie immer viel Spaß. Am nächsten Tag umrunden wir beim Großen Zug den südlichsten Zipfel von Berlin. Ein bisschen Kap Hoorn-Feeling stellt sich ein. Wir durchqueren den Krossinsee, Seddinsee und Dämmeritzsee, bevor es an Neu-Venedig vorbei wieder in den Müggelsee geht. Mensch, ist das schön hier. Ich werde bestimmt noch einmal zurückkehren. Vielleicht nächstes Jahr. Anders als ein paar Tage zuvor, zeigt sich der Müggelsee von seiner ganz zahmen Seite. Frieder und ich werden übermütig und kramen den Spinnaker aus. Gut, dass uns bei dem ganzen Getüddel und Gewürge keiner von der SVT sieht … aber dann steht er kurz wie eine Eins. Wir sind von uns und unserem Segelkönnen begeistert. Da fällt der Spinnaker schon wieder zusammen.
Gewurschtel mit dem Spinnaker
Spinnaker steht, wir sind kurz mal stolz
In Friedrichshagen geht Frieder von Bord. Ich mache mich allein auf den Rückweg. Mein Vetter Eckard will im Verlauf des Teltowkanals zusteigen. Er ist extra aus Hamburg per Bahn angereist und will Abenteuer erleben. Die soll er bekommen. Per Telefon (es geht wieder!) dirigiere ich ihn vom Hauptbahnhof zum vermeintlichen Lichterfelder Hafen. Das letzte Stück Straße legt er mit dem Taxi zurück. Der Taxifahrer warnt ihn eindringlich: Da wäre nix. Aber wir beide wissen es ja besser. Eckard kämpft sich zu Fuß durch das Unterholz bis zum Ufer vor, ich stecke in der völlig verkrauteten Bucht fest und muss aussteigen, um das Boot zu ihm an Land zu ziehen. Schlussendlich liegen wir uns lachend zur Begrüßung in den Armen. Nun geht es zu Freund Fietsch an den Griebnitzsee, der dort ein Bootshaus hat, an dem wir anlegen können.
Fröhliche Heimkehrer (von links: Bertram, Fietsch, Eckard)
Fietsch empfängt uns mit Salat und Rotwein. Später im Biergarten werden ortstypische Getränke konsumiert. Es wird ein ausgesprochen lustiger Abend. Nächsten Tag segeln wir zu dritt die Unterhavel wieder hoch Richtung Heimat. Der halbe Wind meint es gut mit uns. Bei der SVT wollen wir ein Abschiedsbier auf der Terrasse trinken. Toni und Sylke sitzen schon dort. Wir plaudern angeregt und Toni fährt uns dann sogar noch nach Frohnau mit seinem Auto. Besser geht’s nicht. Das Leben kann so gut und leicht sein.
Abschiedstrunk auf der Terrasse mit Sylke und Toni
Bertram Schwarz