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23. Juli 2015, ein Donnerstag, unser 1. Reisetag:

Eigentlich lässt sich unser diesjähriger Segeltörn recht gut an, Windvorhersagen um nordwärts zu segeln, passen, aber..... wir kriegen den Absprung nicht so richtig. Bis Stettin gelingt alles wunderbar, 2 Tage mit Übernachtung in Oderberg, Termin zum Maststellen im AZS/Stettin morgens um 10 Uhr, doch dann "hängt es". Starkwind beschert uns 2 Hafentage in Stettin. Mit Connie und Dieter, SY Passepartout vom YCM auf der Unterhavel, starten wir endlich am Montag, dem 27. Juli.

Mit SO Wind, 4 Bft, können wir gut anliegen Richtung Swinemünde, anfangs nieselt es noch, es ist auch nicht besonders warm. Und dann höre ich ihn, diesen Satz mitten auf dem Haff: "Swinemünde ist 'ne Sackgasse! Bei West kommen wir da nie wieder raus" murmelt Toni, er ist sichtlich nicht begeistert von meinem Vorschlag, in diesem Jahr nicht den Weg nordwärts über Haff und Peene zu wählen. "Wir können auf jeden Fall immer noch zurück nach Ueckermünde, auch wenn der Wind wieder auf West dreht", wende ich ein, "aber jetzt möchte ich auf jeden Fall nach Swinemünde". Klar ist mir, dass der Weg nach Osten Richtung Kolberg für Toni gar nicht in Frage kommt, dort würde er sich richtig "gefangen" fühlen. Ich kann gut auf passenden Wind warten, also setze ich mich durch...

...und warten müssen wir dann auch am Dienstag, unserem 6. Reisetag. Nachts prasselt heftiger Regen aufs Dach mit stark auffrischendem Wind. Windfinder-Vorhersage am Morgen für die nächsten vier Tage: W, 6-7 Bft, noch zunehmend, mit einer klitzekleinen Chance auf abflauenden Wind aus SW am Mittwoch. Erst einmal nutzen wir den Hafentag zum Bummeln in Swinemünde, dabei entdecken wir zwei kleine, sehr feine, Kaffeehäuser, das "Hemmingway" in der Altstadt und ein weiteres am alten Hafen, das die bestimmt köstlichsten Kuchenstücke der Stadt anbietet

 

29.7., Mittwoch, der 7. Reisetag: Leinen los um 8:05, wir setzen die Segel in der Swine, die Windvorhersage SW 5-6 Bft hat sich bestätigt. Passepartout startet eine halbe Stunde später als wir, holt uns aber bald ein, in Lohme wollen wir uns wieder treffen. Um 12:20 erreichen wir die Tonne Osttief (Greifswalder Oie), ein Gewitter baut sich auf, beeindruckend die schwarzblaue Wand, bis dann heftiger Regen sich mit Hagel über uns ergießt. Das ist nicht mehr so witzig. Zum Teil 26 kn , zum Glück nur von kurzer Dauer, hoher Wellengang. Der Wind dreht mehr auf West, nach zwei weiteren Gewitterschauern entscheiden wir uns, nur nach Sassnitz zu segeln und benachrichtigen Passepartout über die Änderung unserer Route. Nach der Ankunft im Hafen sichern wir Vanadis mit unseren Ruckfendern gut gegen den Schwell ab, die Nacht ist ungemütlich, nass und stürmisch, auch während des nächsten Tages regnet es in Strömen, der Wind flaut nicht ab. Tagsüber wandern wir gut verpackt durch die Stadt und speisen abends in der "Rügenstube", einem recht guten Fischrestaurant am Hafen.

Unseren 2. Hafentag in Sassnitz bestimmt wieder Starkwind aus SW. Der heftige Regen in der vergangenen Nacht hat uns doch so sehr gestört, dass wir Vanadis mit dem Bug zum Wind verholen und nun für diesen und einen weiteren Tag sehr gemütlich in der Box liegen. Die Zeit ist ausgefüllt mit kleineren Reparaturen für Vanadis; auch die SY Passepartout, die inzwischen von Lohme südwärts gekommen ist, wird wieder flott gemacht. Connie und Toni ziehen Dieter im Bootsstuhl hoch in den Mast, ein verklemmtes Großfall ist zu richten. Das Wetter ist herrlich, wir bummeln nach vollendeter Arbeit gemeinsam durch Alt-Sassnitz und kehren wieder in der "Rügenstube" ein.

2.8., Sonntag, 11. Reisetag: Morgens um 8:15 legen wir ab und können nach dreistündiger Motorfahrt, Ost-Süd-Ostwind gegen an, auf der Passage Nordperd endlich die Segel hochziehen, um 15:30 liegen wir an einer Heckboje in Gager fest. Passepartout hat die Strecke bis Nordperd aufgekreuzt, landet also entsprechend später an. Abends werden wir aufs Beste von den Beiden bewirtet, sie feiern mit uns ein kleines Jubiläum. Drei sonnige, abwechslungsreiche Hafentage mit Wanderungen gönnen wir uns, dann segelt Passepartout heimwärts und wir setzen am 15. Tag unsere Reise fort, segeln unter optimalen Bedingungen südwestwärts nach Gustow. Im Strelasund laufen wir 6 kn bei 4 Bft, kurz nach halb zwei erreichen wir den Naturhafen. Leider verpatze ich das Anlegemanöver, ich halte Vanadis nicht bei plötzlichem starken Seitenwind, doch unterstützt von Toni wird es gut beendet.

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7. August, ein Freitag, es ist heiß in Gustow, laut Seewetterbericht sind heute Gewitterböen aus West mit Böen bis 9 Bft zu erwarten. Vormittags planen wir unsere weitere Reise. Ein wenig Wehmut verspüren wir bei dem Gedanken, dass der morgige Tag wohl der erste unserer Heimreise sein wird. In diesem Jahr sind wir also nur drei Wochen auf der Ostsee, eine Woche unserer Ferien bleibt für Wilhelmshaven an der Nordsee reserviert. In der folgenden Nacht ziehen heftige Gewitterböen übers Land, wir schlafen unruhig und werden wieder einmal am Morgen davon überrascht, dass der Wind nicht wie vorhergesagt (und von uns erwünscht) aus Nord-Nordwest weht, sondern aus Südost. Bei 2-3 Bft und Regenschauern ist es nicht besonders lustig den Greifswalder Bodden bis Kröslin aufzukreuzen, da müssen wir schon ein bisschen mit dem Motor "tricksen", zumal der Wind dann auch noch komplett auf Ost dreht. Unterwegs machen wir Pläne für die weitere Rückfahrt: von Kröslin nach Mönkebude, dort wollen wir uns zwei weitere Tage Landurlaub gönnen, um auf Rädern Ueckermünde und Umgebung zu erkunden.

21 Tage sind wir nun unterwegs, am Mittwoch, dem 12.8., werfen wir morgens um 9:15 in Mönkebude die Leinen los und werden mit einem prächtigen Segeltörn bis Ziegenort belohnt, anfangs bei nördlichen Winden um 3 Bft, später zunehmend auf 4 mit stärkeren Haffwellen. Nicht erwartet haben wir die vielen Segler bei unserer Ankunft am frühen Nachmittag, nur mit Mühe finden wir einen Platz am alten Zollkai, denn auch der kommunale Hafen ist besetzt. Wie wir erfahren, wurde der örtliche Segelclub geschlossen (eventuell vorübergehend), das Dach des alten Vereinshauses sieht zwar renoviert aus, aber das Gelände ist nicht mehr öffentlich zugänglich und wird von einem Wachschutz betreut. Trauer am Abend: unsere kleine Hafenbar "Krystyna", in der wir so gern Fisch gegessen haben, gibt es nicht mehr, sie steht zum Verkauf. Der neue Imbiss muss sich sehr anstrengen, um dem Charme der alten Hafenbar gerecht zu werden.

Am letzten Segeltag bis Stettin geht mein Wunsch in Erfüllung, wir können bis zum Akademischen Segelverein unter Segeln bleiben, den Dabiesee queren wir mit achterlichem Wind. Im AZS werden wir leider enttäuscht, haben gehofft, noch am Nachmittag den Mast legen zu können.

Wenigstens klappt es dann am nächsten Morgen, wenn auch erst um 7:50 statt wie versprochen um 7:00 Uhr. Es wird wieder einmal, wie schon so oft, ein heißer Tag auf dem Kanal. In Oderberg sind die begehrten "tiefen" Liegeplätze bereits belegt, wir liegen sehr unorthodox schräg in zwei Bootsständen, zum Glück mit wenig Grundberührung. Ein kleines Segelboot aus Schweden, die SY Florence mit drei jungen Leuten an Bord, wird abends von einer Berliner Segelyacht in den Hafen geschleppt. Schiff und Frauen- Mann- Schaft haben die Segeltour von Stockholm prima gemeistert, nur leider versagte der Außenborder dann auf der Westoder, eine traurige Panne für die Segler auf dem Weg zum Mittelmeer. Die Eigner der SY Tabona, BYC, haben angeboten, das Schiff bis Berlin zu schleppen und ihnen auch dort weiter zu helfen.

Sonnabend, 15. August, unser 24. und leider auch letzter Reisetag: wir müssen mit dem Ablegen warten, bis Tabona mit Florence im Schlepp die Liegeplätze verlassen hat. Unterwegs wird immer wieder gute Laune verbreitet von Schiff zu Schiff, auch während der Wartezeit am Schiffshebewerk. Es ist schön auf dem Kanal, Motoren, Essen und Schlafen im Wechsel bei sehr gutem Wetter. Zwischen Eberswalde und Marienwerder staunen wir über eine Zeltlandschaft längs des Kanals mit fröhlichen Menschen im Wasser und am Land, die ein Musikfestival feiern. Abends um 19:35 Uhr legen wir zufrieden und wohlbehalten nach einem abwechslungsreichen Tag auf dem Oder-Havel-Kanal in der S.V.T. an, freudig begrüßt von unserem zweiten Hafenmeister Peter Sponholz!

Sylke und Toni Reiff-Peters, Sommer 2015

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