31.7.-28.8.2015
Skipper: Andreas G. (61 Jahre)
Co-Skipperin: Kiera B. (49 Jahre)
Crew: Colin W. (11 Jahre), Benjamin S. (24 Jahre)
Seemeilen auf See: ca. 600 sm
Berlin-Berlin: ca. 800 sm davon ca. 1/3 unter Motor
Freitag 31.7.2015 Berlin Tegel - Schleuse Lehnitz
Für unsere geplante 4-Wochen-Fahrt kaufen wir erst einmal die Metro leer und packten unsere Seesäcke. Das Boot ist voll bis unters Dach.
Wir gehen zu viert auf Fahrt, es ist Kieras Geburtstag. Um 17.40 Uhr Tegeler Seezeit starteten wir den Motor Richtung Ostsee.
Nach dreieinhalb Stunden kommen wir an der Schleuse Lehnitz an, müssen auch nicht lange warten und legen eine halbe Stunde später an einem Wasserwanderrastplatz an. Spät ist es geworden, wir essen noch eine schnelle heiße Suppe da es inzwischen empfindlich kalt geworden ist. Müde fallen alle in die Kojen, sind die Tage der Vorbereitung doch sehr anstrengend gewesen.
Samstag 1.8.2015 Schleuse Lehnitz - Schwedt
Gleich am ersten Tag verläßt uns der Wecker - der wußte, dass wir unseren Schlaf brauchen. 8:30 Uhr schreckt der Skipper aus dem Schlaf. Rasch geht er an die Pinne und startet den Motor. Frühstück findet im Stehen statt und trotzdem zaubert Kiera Speck und Eier, sodass alle satt werden. Wir motoren an diesem Tag 10 Stunden ohne weitere Vorkommnisse und kommen am Abend gegen 20.30 Uhr in einer kleinen Marina in Schwedt an. Dort werden wir freundlich empfangen und nehmen erst einmal einen Drink. Danach können wir noch duschen, denn dort schließen die Waschmöglichkeiten um 20.30 Uhr. Wir essen leckere marokkanische Linsen mit Kichererbsen und Würstchen.
Sonntag 2.8.2015 Schwedt - Stettin
Es gibt wieder ein Geburtstagskind. Geschenke auspacken, frühstücken - so vergehen die ersten beiden Stunden. Danach aber machen wir uns auf den Werg nach Stettin und kommen nach 5 Stunden gegen 15.30 Uhr dort an. Während der Fahrt bringt Benjamin dem jüngsten Crewmitglied Colin schriftliche Division bei.
Wir haben Glück: der Mastlegemann ist gnädig und so haben wir Gelegenheit, unser Boot seefähig zu machen. Als der Mast steht, sehen wir dass sich die Dirk verhakt hat. So muss der Skipper in den Mastkran steigen und mit dem Bootshaken die Dirk über die Saling heben. Bis das Boot klariert ist, dauert es noch bis weit in den Abend hinein. Mit 41 Euro sind wir dabei: Maststellen, Bootsliegeplatz für 1 Nacht, Wasser, Strom und Duschen. Colin erkundet nebenher den Hafen mit seinem Schlauchboot. Spannend verfolgt er ein Polizeischiff. Einem Restaurantgast wurde es etwas zu heiß, deshalb ging er nackt im Hafenbecken schwimmen. Die überaus gut gelaunte Polizei bringt ihn wieder an Land.
Rundgang am Abend zum Akademischen Segelverein, dort ist ein dünner Mastkran auf Rädern, der wenig zuverlässig aussieht, ein Ingenieur aus Nauen, der wissend um dieses Teil herumsteht, bescheinigt ihm aber absolute Zuverlässigkeit. Zu nutzen ist er wegen Niedriegwassers nicht.
Montag 3.8.2015 Stettin- Ückermünde
Gegen 12 Uhr kommen wir los, schauen uns unterwegs die Marina Gocław an, die auch nur einen kleinen Mastkran auf Rädern hat.
Gegen 17 Uhr im großen Stettiner Haff angekommen, setzen wir zum ersten mal die Segel. Ein tolles Gefühl. Bei stetigem Nordostwind segeln wir gen Ückermünde. Ab und zu verkürzen wir die Reise, in dem wir das Fahrwasser verlassenen und durch die Stellnetze manövrieren. Belohnt werden wir mit einem grandiosen Sonnenuntergang. Enttäuschung im Sportboothafen - keine Duschen, keine Toiletten, kein Hafenmeister.
Dienstag 4.8.2015 Ückermünde-Wolgast
Am Morgen nach dem Duschen fahren wir in den Stadthafen, dort Frühstück und Einkauf.
12.10 Uhr kommen wir los Richtung Wolgast über Karnin, dort machen wir Pause und essen Backfisch. Die Jungs schwimmen im Hafen, danach, an der Zecheriner Brücke badet Colin erneut, es ist einfach zu warm. In Wolgast treffen wir unsere Segellehrer Katja und Ralf und verbringen nach einem Restaurantbesuch eine regnerische Nacht.
Mittwoch 5.8.2015 Wolgast - Stralsund
Der Morgen begrüßt uns mit Nieselregen, nach dem Duschen gibt es Speck und Eier und zwar von jetzt an täglich zum Frühstück, Colin wird bei Heimkehr sagen, dass er ein paar Wochen darauf verzichten wird. Wir verabschieden und von Katja und Ralf und gelangen ohne Vorkommnisse nach Stralsund. Dieses Mal suchen wir die Einfahrt zum Hafen am Dänholm und lesen etwas über die Geschichte dieser Insel. Erst bei Dunkelheit erreichen wir die Kaimauer an der „Gorch Fock“, machen dort fest, essen etwas und nehmen Cocktail und Bier in der „Hiddenseer Hafenkneipe“.
Donnerstag 6.8.2015 Stralsund - Barhöft
Wir lassen unsere unerklärlichen Motorgeräusche von einer Werft unter der neuen Brücke überprüfen, doch kommen zu keinem klaren Ergebnis. Später in Berlin stellt sich heraus, dass die Stütze des Wellenlagers nahe der Schraube im Rumpf lose gekommen ist und klappernd vibriert. Da wir bis 2000 Umdrehungen geräuschlos unauffällig fahren können, setzen wir die Fahrt fort.
In Barhöft angekommen, verbringen wir den restlichen Tag mit Brombeeren sammeln, Räucherfisch und Eis, ruhen aus und bereiten uns auf dem nächsten Tag vor. Benjamin und Colin nutzen die Stunden, und rudern mit dem Schlauchboot zum Strand vor dem Hafen.
Freitag 7.8.2015 Barhöft - Hohe Düne/Warnemünde
Die Ostsee erwartet uns mit Regen und Gewitter, ohne dass wir mitten hineingeraten. Gegen 21.30 Uhr machen wir fest in Hohe Düne, wobei um diese Uhrzeit leider kein Abendessen im Hafen mehr zu bekommen ist, also doch noch Selbstkochen ...
Samstag 8.8.2015 Hafentag Hohe Düne/Warnemünde
Einer der Höhepunkte: Es ist Hansesail, und zwar als Großveranstaltung zum 25. Jubiläum. Die Jungs erkunden Stadt und Hafen zu Fuß und besuchen die Seerobbenstation.
Skipper und Co-Skipper halten es jedoch nicht aus und segeln mitten unter den Traditionsseglern mit oft nur wenigen Metern Abstand bis tief hinein in den Stadthafen. Wir 2machen kurz fest und wer winkt dort von der Pier ? Es ist das Ehepaar Pfeiffer aus unserem Verein, das uns an Land begrüßt und ein paar Schritte mit uns geht.
Spät am Abend halten wir es im Hafen auch nicht aus und müsssen wieder hinaus, um das abendliche Feuerwerk von See aus zu sehen und der Aida Mar beim Auslaufen zuzuschauen.
Erst gegen Mitternacht kommen wir in Schlaf.
Sonntag 9.8.2015 Hohe Düne/Warnemünde - Gedser
Benjamin geht nach seiner ersten Woche auf See von Bord und tritt die Heimfahrt mit der Bahn an. Wir setzen die Reise zu dritt fort ...
Montag 10.8.2015 - Samstag 15.8. Gedser ... Lohals
... und sind die nächste Woche täglich unterwegs über Gedser, Guldborg, Omö, Reersö bis nach Lohals. Starker Wind zwingt uns zu zwei Hafentagen.
In diesen Tagen erwähnenswert, zweimal Schweinswalsichtungen im großen Belt nur wenige Meter vom Boot entfernt.
Sonntag 16.8.2015 Lohals - Marstal
Endlich hat es aufgeklart und wir machen mit 6 Knoten gute Fahrt nach Marstal, können sogar den Spinaker nutzen. Da wir schon früh am Nachmittag eintreffen, gehen wir ausführlich spazieren, besuchen Kirche und Friedhof auf dem Hügel, gönnen uns Pizza und Eis, das hat es lange nicht gegeben !
Montag 17.8.2015 Hafentag - Marstal
Da sind sie wieder: Regen und Wind mit 6 Bft., in Böen 8, die Überfahrt nach Heiligenhafen muss warten. Also erneut Spazierengehen, Einkaufen, Softeis und ein wenig Müßggang.
Wir entdecken Brombeeren und Mirabellen an der Werft, finden einen Zugang und ernten eine Schüssel voll, aus denen wir leckere Marmelade kochen. Die Erwachsenen lassen sich vom Starkwind nicht abhalten und genießen einen erfrischenden Strandspaziergang.
Dienstag 18.8.2015 Hafentag Marstal
Hafentag. Museumstag. Rückenschmerzen. Hexenschuss. Gottlob sind Kirsten und Jürgen auf ihrer „Lady Helmsman“ besser ausgerüstet als wir und helfen uns mit Schmerztabletten aus. Wir werden auch später noch Kontakt zu ihnen haben.
Mittwoch 19.8.2015 Marstal-Heiligenhafen
Der Skipper wird mit Novalgin halbwegs beweglich gemacht, denn die Zeit ist verronnen. An „Rund Fünen“ oder Kopenhagen ist nicht mehr zu denken.
Bei bestem Wetter und viel Wind ordnet der Skipper Rettungswesten an, gegen 20.30 Uhr erreichen wir Heiligenhafen.
Die vom Steuermann geschnittene Tonne hat auch promt eine Grundberührung zur Folge. Glücklichweise können wir uns nach wenigen Augenblicken selbst befreien.
Donnerstag 20.8.2015 Hafentag Heiligenhafen
Heute ein freiwilliger Hafentag mit Frühstück am Marktplatz, bei dem uns nur die Wespen stören.
Danach Einkauf, Stadtbummel, und endlich sind wir auch zwei gelbe Säcke mit Pfandflaschen wieder los.
Am Abend versuchen sich Skipper und Colin mit der Angel im Hafen.
Freitag 21.8.2015 Heiligenhafen- Kühlungsborn
Entspannte Überfahrt bei ruhiger See, halbem Wind und wenig Schiffsverkehr, Ankunft bei Sonnenuntergang. Im Hafen Spektakel mit Live-Musik und endlich wieder Currywurst mit Pommer bei „Edel&Scharf„- sehr zu empfehlen !
Wo ist eigentlich Colin? Achja - er hatte sich entschlossen, mit den Kindern vom Nachbarboot an der Seebrücke zu angeln. Jetzt treibt ihn der Hunger zurück.
Samstag 22.8.2015 Kühlungsborn- Gedser
Die Zeit wird knapp, eigentlicher Kurs ist Barhöft, doch Starkwind verhindert die beabsichtigte Nachtfahrt. Es hilft nichts - Abdrehen und erneut nach Gedser. Später waren wir sehr froh über diese schwere Entscheidung, denn Wind und Welle nahmen stetig zu und auch in Gedser kamen wir erst in tiefer Dunkelheit erschöpft an.
Sonntag 23.8.2015 Gedser- Stralsund
Nun geht kein Weg daran vorbei:
Die Kalkulation wird immer knapper, am Ende des Tages werden wir 14 Stunden auf stark bewegtem Wasser verbracht haben.
Ursprünglich ist Barhöft das Ziel, doch reicht der Wind noch bis Stralsund. Glücklich und erschöpft, gibt es auch hier Pizza am späten Abend.
Montag 24.8.2015 Stralsund - Greifswald/Wieck
Es ist regnerisch und dennoch müssen Einkauf, Duschen, Tanken, erledigt werden. Erst gegen Mittag sind wir an der Klappbrücke und schon frischt der Wind wieder auf. Natürlich von vorn !
Gegen Wind und Strom nur mit Motor? Wir erkennen spät, dass wir Segel setzen müssen, um besser aufzukreuzen.
Irgendwann nach Verlassen des Strelasunds können wir wieder ausreffen und machen entspannt in Greifswald fest. Der freundliche Hafenmeister ermöglicht uns noch eine späte Dusche.
Dienstag 25.8.2015 Greifswald/Wieck - Wolgast
Unauffällige Überfahrt nach Wolgast. Abends ein leckers Essen bei „Fischer Klaus“ in der Hafenstrasse. Unbedingt ausprobieren! Ein fürchterlicher Regenschauer zwingt uns nach dem Essen gleich nach nebenan in die nächste Kneipe in den Speicher. Dort nehmen wir einen Whisky, um den Weg zum Boot zurück besser zu finden.
Mittwoch 26.8.2015 Wolgast Stadthafen - Ückermünde
Super Sonnenwetter, Raumschotkurs direkt bis in den Hafen von Ückermünde, diesmal gleich in die Stadt. Wir sprechen noch lange über den Segler auf dem Haff, der abseits der Fahrrinne auf Grund gelaufen ist und auch von dem Tochterboot eines Seenotkreuzers nicht freigeschleppt werden konnte. Man musste Verstärkung holen.
Wir gönnen uns einen Gin-Tonic, einen Mai-Tai sowie einen Sandi im „Backbord“ am Hafen.
Donnerstag 27.8.2015 Ückermünde- Stettin
Wir liegen wieder besser in der Zeit, müssen den Liegeplatz auch früh räumen und sind mit achterlichem Wind gut unterwegs, allerdings nur zwei Stunden lang. Dann müssen wir über das restliche Haff motoren. Wir haben Zeit genug, die Neugier treibt uns diesmal noch zu einer Hafenrundfahrt in die Innenstadt. Spät kommen wir in der „Marina Hotele“ in Stettin an.
Freitag 28.8.2015 Stettin - Schleuse Hohensaaten
Entspanntes Motoren bis zur Schleuse Hohensaaten, hinter der wir bei Dunkelheit anlegen und unsere letzte Nacht verbringen.
Samstag 29.8.2015 Schleuse Hohensaaten
Wie verläuft nun der letzte Tag der Schiffsreise? Er beginnt mit Frühnebel, der sich langsam auflöst und setzt sich bei angenehmem Wetter unauffällig fort. Kein Halt und keine Pause mehr, erst Schiffshebewerk und Schleuse Lehnitz zwingen uns zu kurzem Aufenthalt. Die lange Reise endet großartig und mit seltenem Glück. Über dem Tegeler See steht der Vollmond und in unserem Heimatverein, der Seglervereinigung Tegel wird das alljährliche Hafenfest veranstaltet, zu der es traditionell ein abendliches Feuerwerk gibt - und wir fahren wie zur Begrüßung mitten hinein.